Komfortable Triebwagen fürs Salzkammergut
Stern & Hafferl vergibt Auftrag an Vossloh Oberösterreich
von
Robert Schrempf, RS-Redakteur
Die Durchbindung der
Traunseebahn von
Vorchdorf bis Gmunden
Hauptbahnhof ist ein
Leuchtturm-Projekt für
sanfte,
umweltfreundliche und
komfortable Mobilität.
Mit der Auftragsvergabe
über neue Triebfahrzeuge
erfolgte ein bedeutender
Realisierungsschritt.
Titelbild:
Design-Entwurf
der TramLink für
die „Stern &
Hafferl“–Meterspurbahnen. © Grafik: Döllmann Design
Das Konsortium Vossloh
Oberösterreich,
bestehend aus Vossloh
Kiepe Austria und
Vossloh Rail Vehicles,
entwickelt und fertigt
für die „Stern & Hafferl
Verkehrsgesellschaft“ (StH)
elf Niederflur-
Triebfahrzeuge. Ende
Jänner 2014 erfolgte
nach einem zweistufigen
Ausschreibungsverfahren
die Auftragsvergabe an
den Bestbieter. Die
Meterspurwagen werden ab
dem vierten Quartal 2015
ins Salzkammergut
geliefert und ab März
2016 auf der
Traunseebahn (Gmunden–Vorchdorf
), der Straßenbahn in
Gmunden und der
Attergaubahn (Vöcklamarkt–Attersee)
eingesetzt. Das letzte
Fahrzeug wird im März
2017 ausgeliefert und
Mitte 2017 auf der
StadtRegioTram (SRT)
Bahnhof Gmunden–Vorchdorf,
die bis dahin durch die
Zusammenführung der
Straßenbahn mit der
Traunseebahn entsteht,
zum Einsatz kommen.
Damit bildet die SRT
dann einen
umweltfreundlichen und
leistungsfähigen
Zubringer aus der Region
zu Arbeitsplätzen,
Schulen, Geschäften und
Großveranstaltungen in
Gmunden und wird die
Konjunktur, Kaufkraft,
den Arbeitsmarkt und
Tourismus beleben.
Spezielle
Komfortausstattung
Aus dem
Fahrzeug-Portfolio von
Vossloh wurde das
Systemfahrzeug Tramlink
V3 ausgewählt, da dieses
den Anforderungen einer
StadtRegioTram sowie dem
Einsatz im
innerstädtischen
Straßenbahnverkehr und
auf den
Regionalbahnstrecken
voll entspricht. Mit
Steigungen bis zu
100%0, geringen
Kurvenradien (17m),
ausgeprägten Wannen und
Kuppen ist der
Streckenverlauf
topografisch
anspruchsvoll.
Besonderer Wert wurde
auf den Fahrkomfort und
das Ambiente für die
Fahrgäste gelegt. Die
neuen Fahrzeuge werden
zwar ein
straßenbahnähnliches
Aussehen haben, jedoch
die Qualität moderner
Regionalbahnfahrzeuge
bieten. Die fünfteiligen
Multigelenk-Triebwagen
sind 32m lang, 2,4m
breit und bieten Platz
für 183 Fahrgäste. Zwei
Multifunktionsbereiche
ebnen den Weg für den
bequemen Transport von
Kinderwagen, Fahrrädern
und Rollstühlen. Die
Verwendung
konventioneller
Achsfahrwerke in
Verbindung mit 100%
Niederflurtechnik
ermöglicht einen
stufenlosen Innenraum
mit großzügiger
Sitzanordnung. Die
transversale Anordnung
der Fahrmotore auf den
Fahrwerken sowie die
Umkleidung durch Sitze
erlauben in den
Fahrwerksmodulen eine
hohe Nutzung des
Raumangebots. In
Hinblick auf den Einsatz
in den Regionen sind die
Fahrzeuge und deren 76
Sitzplätze mit
unterschiedlichen
Komfortausstattungen
ausgerüstet. Zwei
Extrakomfortbereiche
werden über Sitze mit
Nackenstützen,
Armlehnen,
Getränkehalter und
Steckdosen verfügen. Für
die Beleuchtung sind in
den Sitzbereichen sechs
LED-Lichtleisten
vorgesehen, deren
Lichtverteilung
streckenabhängig
geregelt werden kann.
Die klimatisierten
Innenräume werden auch
mit einem
Infotainment-System und
einem Videosystem zur
Innenraumüberwachung
ausgestattet. Die
Zweirichtungsfahrzeuge
verfügen über jeweils
zwei Doppel- und zwei
Einzeltüren je
Wagenseite. Die niedrige
Einstiegshöhe von 29cm
und der barrierefreie
Einstieg auch im
Fahrerbereich
vereinfachen den
Ticketverkauf beim
Fahrer.
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Ab 2017 fährt die Traunseebahn als StadtRegioTram von der Region durch das Stadtzentrum von Gmunden.
© Grafik: Döllmann Design |
Design trifft
Stadtgeschichte
In Zusammenarbeit mit „Döllmann
Design“ entstand ein
elegantes, zeitloses
Design mit der
Zielsetzung, die
spezifische
Schienenfahrzeugtradition
der Stadt in ein
einladendes und modernes
Image zu übersetzen und
dem wegweisenden
Verkehrskonzept ein
spezifisches Gesicht zu
verleihen.
Konsortialführer Vossloh
Kiepe Austria ist für
die Entwicklung und
Fertigung der
elektrischen Ausrüstung,
der gesamten
Fahrzeugleittechnik, des
Antriebsstranges und der
Klimaanlage
verantwortlich. Die
Fertigung des
mechanischen Teils und
die Endmontage der
Zweirichtungsfahrzeuge
erfolgen im Standort
Valencia (Spanien) durch
Vossloh Rail Vehicles.
Die Anschaffungskosten
von 33 Millionen Euro,
welche über den
Verkehrsdienstevertrag
vom Land Oberösterreich
finanziert werden,
beinhalten auch ein
Ersatzteilpaket sowie
die Wartung über einen
Zeitraum von 16 Jahren.
Hierfür wird die
Belegschaft von StH mit
der Durchführung der
Wartungsarbeit
beauftragt und
entsprechend
ausgebildet.
Als erste Etappe der
Realisierung der SRT
werden ab März die
Gleisanlagen am
Seebahnhof abgetragen
und wird vor der Querung
der Traunsteinstraße
ersatzweise eine
Haltestelle errichtet.
Mit Fahrplanwechsel im
Dezember 2014 wird die
Traunseebahn bereits
zweigleisig im
Mischverkehrsprinzip bis
zum Klosterplatz ein
Stück stadteinwärts
fahren. 2015 folgt die
Weiterführung der
Straßenbahn vom
Franz-Josef- zum
Rathausplatz, 2016/17
der Lückenschluss beider
Bahnen.
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Die offizielle Vertragsunterzeichnung fand am 27. Jänner 2014 im
Gmundner Rathaus statt. V.l.n.r.: Iñigo Parra Campos (CEO Vossloh
España), Peter Pichler (GF Vossloh Kiepe GesmbH), Gmundens Bgm.
Heinz Köppl, LH-Stv. Ing. Reinhold Entholzer, Verkehrsstadtrat Wolfgang
Sageder (hinten), Ing. Günter Neumann (GF Stern & Hafferl Verkehr),
DI Otfried Knoll (Obmann Verein „Pro Gmundner Straßenbahn“).
© Foto: Robert Schrempf |
Neues, attraktives
Fahrplanangebot
Mit Inbetriebnahme der
StadtRegioTram
spätestens im Dezember
2017 soll auf der
gesamten Strecke ein
attraktives Taktangebot
geschaffen werden. Der
dichte Takt wird die
prognostizierten
Fahrgastzahlen, aber
auch die
Fahrgastkapazität heben.
„Wir wissen von anderen
Linien, dass ein Angebot
mit hoher Qualität
überdurchschnittlich gut
angenommen wird“,
bekräftigt der
zuständige
Verkehrs-Referent LH-Stv.
Reinhold Entholzer die
Bedeutung der
Investition für den
Öffentlichen Verkehr in
der Region.
Die täglichen
Betriebszeiten werden
nach den Ankunftsbzw.
Abfahrtszeiten am
Bahnhof Gmunden und in
Vorchdorf (von ca. 4.00
Uhr bis 24.00 Uhr)
ausgerichtet.
Grundprinzip der
Fahrplanerstellung ist
es, dass der Stundentakt
zwischen Gmunden und
Vorchdorf an beiden
Enden einen Zuganschluss
haben soll. Wochentags
in der Morgenspitze
sowie am Nachmittag
fährt die SRT dann im
15-Minuten-Takt
innerstädtisch zwischen
Bahnhof Gmunden und
Engelhof bzw. im
30-Minuten- Takt bis
Vorchdorf.
Flankierende Maßnahmen
im Angebots- und
Infrastrukturbereich:
-
Abstimmung der City- und
Regionalbuslinien auf
die SRT
-
Teilweise
Einstellung/Änderung von
Buslinien im
Parallelbetrieb zur SRT
-
Errichtung von „Park&Ride“-
und
Fahrradabstellplätzen
Im Rahmen der
Vertragsunterzeichnung
bedankten sich
Bürgermeister Heinz
Köppl und
StH-Geschäftsführer Ing.
Günter Neumann ganz
besonders beim
langjährigen Obmann des
Vereines „Pro Gmundner
Straßenbahn“, Dipl.-Ing.
Otfried Knoll: „Ohne
seinen über zwei
Jahrzehnte währenden
Einsatz für die Vision
der StadtRegioTram wäre
dieser Meilenstein nicht
zu erreichen gewesen.
Sein unbestrittener
Verdienst war und ist
es, diese Vision bei
allen politischen
Gruppierungen und
Verantwortungsträgern
stets auf einer
sachlichen
Gesprächsbasis und auf
Augenhöhe zu vermitteln
– und dabei einen derart
langen Atem zu beweisen,
den niemand für möglich
gehalten hätte.“
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