Salzkammergut-Lokalbahn
Vergangenheit mit Zukunft
von August Zopf
Vor 50 Jahren wurde die
Salzkammergutlokalbahn eingestellt. Im Herzen der Salzburger
lebt sie noch immer – die Ischlerbahn. In den letzten Jahren
gibt es immer mehr Bestrebungen diese Bahn wieder zu
errichten. Für Pendler und Touristen. Wir bringen Ihnen in
dem folgenden Beitrag die letzten Tage der „Ischlerbahn“ in
Erinnerung und unterrichten Sie über die zahlreichen neuen
Projekte. Am Beispiel der Diplomarbeit von Clemens Perner
wird dargestellt, dass die Wiedererichtung sinnvoll und
realistisch ist.
Im August 1957 verdichtete sich
immer mehr das Gerücht, dass die
Salzkamergut-Lokalbahn (SKGLB) eingestellt wird. Diverse
Zeitungen berichteten schon von der bevorstehenden
Stilllegung und deren Folgen für die Region entlang der
Strecke von Salzburg nach Bad Ischl und Mondsee - St.
Lorenz.
Um dagegen nicht untätig zu
sein, bildeten sich Widerstände von den Anrainern,
Gemeinden, Firmen und Anschlussbahninhabern, man erstellte
ein umfangreiches Memorandum inklusive Unterschriftenliste
und übersandte dies an die Direktion der SKGLB bzw. auch an
den Landeshauptmann von Salzburg, um darauf hinzuweisen,
dass diese Bahn für die Unterfertigten von größter Bedeutung
ist und sowohl Wirtschaft als auch Fremdenverkehr auf die
Bahn nicht verzichten können.
So wurden dann am Samstag, den
21. September 1957, Sonderzüge nach Salzburg gefahren, um
die Anrainer zum Protestmarsch gegen die Einstellung zu
bringen. Vom Bahnhofvorplatz bis zum Residenzplatz gab es
eine durchgehende Menschenmenge, die sich für die Bahn
mittels diverser Transparente für den Erhalt der Bahn
einsetzte. „Geht uns die Bahn verloren - ist das
Salzkammergut gestorben“, „Herren, hört die Stimme des
Volkes“, „Liebe Leute, reiht euch ein, fürs Bähnle wird's
ein Nutzen sein“, „Wer sind die Totengräber der
Ischlerbahn?“
usw. um nur einige Sprüche anzuführen.
Die große Kundgebung am
Residenzplatz zeigte, wie sehr man an der Bahn und deren
Weiterbestand Interesse hat. Leider bleibt dies ohne
Wirkung, und so wurde dann der 30. September 1957 als
letzter Betriebstag bekannt gegeben.
Noch am Sonntag, den 29.
September 1957, gab es einen großen Andrang, um nochmals mit
der Ischlerbahn zu fahren. Die meisten Züge wurden mit
Vorspannlokomotiven gefahren, auch die große Dampflok Nr. 22
war an diesem Tag zum letzten Mal im Einsatz. Auch an
Personenwagen wurden alle vorhandenen einsatzfähigen Waggons
den Zügen eingereiht, um den Ansturm zu bewältigen.
Der Montag, 30. September
1957,war auch ein regnerischer Tag, der so zur
Trauerstimmung passte.
Der Güterzug 6572 ab Bad
Ischl-Frachtenbahnhof 12:45 Uhr, bespannt mit der Lok Nr.
20, hatte nicht mehr viel Fracht zu befördern. Entlang der
Strecke waren bereits die Bahnhöfe mit schwarzer Fahne als
Zeichen der Trauer geschmückt, und die Stimmung am letzten
Betriebstag im Personenverkehr passte auch dazu.
Der Personenzug 6520 - mit
Abfahrt in Bad Ischl um 12:10, bespannt mit der Lokomotive
Nr.12,war bereits mit dem Abschiedsschild:„Heute fahre ich
zum letzten mal durch das schöne grüne Tal, meine lieben
Berge und Seen, lebet wohl, auf Wiedersehen“ geschmückt, und
man bereitete an der Strecke bereits einen Empfang um auch
an der liebgewordenen Bahn Interesse zu zeigen. Von Bad
Ischl verkehrte der Zug 6528 um 19:24 Uhr, bespannt mit der
Lokomotive Nr. 9, über St. Lorenz nach Mondsee; dieser hatte
bereits infolge der diversen Aufenthalte in den Bahnhöfen
eine Verspätung und kam um ca. eine Stunde später in Mondsee
an. Der allerletzte planmäßig verkehrende Pzg. Nr. 6527,
Abfahrt in Salzbug-Ischlerbahnhof um 19:30 Uhr, wurde an den
Bahnhöfen und Haltestellen würdig empfangen und mit vielen
Tränen verabschiedet. Die planmäßige Ankunft um 21:25 Uhr in
St. Gilgen wurde um mehr als eine Stunde überschritten, bis
der Abschlusspfiff für die Lokomotive Nr. 12 das Ende
bedeutete.
Am 1. Oktober 1957 wurden dann
die Fahrzeuge TCa 672 und Lok Nr. 9,aus Mondsee kommend, und
die Lokomotive Nr.12 aus St.Gilgen im Bf. St.Lorenz vereint
und fuhren dann gemeinsam nach Salzburg Ischlerbahn
Güterbahnhof zur Hinterstellung. Bis zum 10. Oktober 1957
verkehrte noch der Güterzug, bespannt mit der Lok. Nr. 7,
der auch am letzen Tag in Mondsee die hinterstellten Waggons
und das div. Inventar aus dem Heizhaus usw. mitnahm.Er bekam
eine beachtliche Länge, und noch heute ist es mir in den
Ohren, wie sich die Lokomotive in der Steigung vor
Schwarzindien plagte und nur mit größter Mühe diese
bewältigte, und somit war dann der letzte Zug für immer
verschwunden.
Am 5.Oktober 1957 gab es einen
Sonderzug mit der Lok Nr.3 von Bad Ischl nach Salzburg zur
Betriebsversammlung, die über das weitere Schicksal der
Bediensteten entschied. Nach Rückkehr wurde die Lok Nr. 3 in
Bad Ischl Gbf.im Heizhaus hinterstellt und wartete auf ihr
weiteres Schicksal.
Somit war der planmäßige Betrieb
auf der Strecke beendet. 1958 begann man dann mit der
Abtragung, beginnend von beiden Endpunkten und auch in
Mondsee. Als Arbeitszuglok kamen meistens die Loks Nr. 7 und
10 zum Einsatz, auch zuletzt dann die Lok Nr. 20 von Thalgau
in Richtung Salzbug.
Anschließend wurden jene
Lokomotiven, die einen Käufer gefunden hatten, verladen und
abtransportiert, die übrigen aber verschrottet (Nr. 10, 20,
30 und 31 in Salzburg, Nr. 3 in Bad Ischl Güterbahnhof)
Gerne hätte ich mir die Gz-Lok
Nr. 20 käuflich erworben, leider fehlte jedoch mir ein
Betrag von 5000,- Schilling und so musste ich zusehen, wie
man diese Lok dem Alteisen zuführte.
Auch die Bemühungen, die Lok Nr.
3 in Bad Ischl als Denkmal aufzustellen, um an die
Ischlerbahn ein Erinnerungsstück zu haben, wurden leider
mehrmals abgelehnt, und so wurde auch diese Lok vor dem
Heizhaus (betriebsfähig) verschrottet!
Der Nachwelt wurden einige
Fahrzuge inzwischen gerettet, wie auch die Lok Nr. 12 wieder
betriebsfähig auf der „Taurachbahn“ im Einsatz steht,
weiters im SKGLB-Museum in Mondsee die Loks Nr. 4, 5 und 9
sowie diverse Wagen, darunter auch der Salonwagen S 152-Bj.
1906. aber auch im Schauraum eine bildliche Darstellung der
gesamten Strecke und eine HOe-Anlage den Abschnitt Mondsee -
St. Lorenz zeigt.
Die Bemühungen, eine Teilstrecke
als Museumsbahn - Touristikbahn wieder zu errichten, bleiben
trotz intensiver Bemühungen bei den zuständigen Gemeinden
leider ohne Gehör! Es sieht leider wirklich so aus, dass man
die weltbekannte Schmalspurbahn aus dem Salzkammergut
verbannt hat.Was in anderen Ländern bereits durch
Reaktivierung div. Bahnstrecken
mit großem Erfolg erreicht wurde, findet hier kein
Interesse!
Somit bleibt uns vorerst nur das
bekannte Lied:„Zwischen Salzburg und Bad Ischl fuhr eine
liebe kleine Eisenbahn...“
Zum Autor |
August ZOPF ist
Konsulent des Landes Oberösterreich und Initiator
des Salzkammergut-Lokalbahn-Museums in Mondsee
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