Schülerfreifahrt als Spielwiese
für Fälscher - OÖVV reagiert
Kein Kavaliersdelikt:
Schwarzfahren und Ausweisfälschungen
von Richard FUCHS, OÖVG, und Michael KARGL,
Securitas
Wer hat nicht als Kind oder
Jugendlicher gehofft, dass kein Schaffner oder Kontrollor in
Bahn und Bus kommt und so das Geld fürs Ticket gespart
werden kann. Einige machten das allerdings zum Prinzip.
Diejenigen, die sich die Fahrkarten „selbst basteln“, sind
sich oft nicht bewusst, dass sie hier Delikte nach dem
Strafgesetzbuch begehen. Da tauchen dann Tatbestände, wie
„Erschleichung einer Leistung“, „Urkundenfälschung“ und
„schwerer Betrug“ auf. So mancher Jugendlicher läuft dabei
Gefahr, sich die erste Vorstrafe einzuhandeln!
In Deutschland vermutet man die
Dunkelziffer von Verfälschungen
und tatsächlichen Fälschungen der „Urkunde Fahrkarte“ in der
Größenordnung um fünf Prozent aller Fahrkarten. In manchen
großen Städten soll das sogar an die Zwanzig-Prozent-Marke
gehen. Das Problem dabei ist, dass eine „Dunkelziffer“ an
keine Fakten festgemacht werden kann und alle Statistik „im
Dunkel“ bzw. im Reich der Vermutungen bleibt.
Schwarzfahrer schädigen die
anderen Fahrgäste
Nun gibt es offensichtlich den Denkraster „Was nichts
kostet, ist
nichts wert“ oder „Der ÖPNV ist sowieso defizitär, da sind
meine
zwei Euro auch nicht mehr wichtig“. Wenn sich das 10.000
Leute
so denken, fehlen den Verkehrsunternehmen 20.000,– EURO, und
das ist schon einiges an Geld. Fest steht, dass die
Verkehrsunternehmen Leistungen erbringen, für die sie kein
Geld bekommen. An dieser Stelle sollte man den Einsatz der
Schaffner
bedenken, denn diese Branche ist bekanntlich nicht von einem
Füllhorn mit Geld gesegnet. Jeder entzogene Euro fehlt für
die
Attraktivierung des ÖPNV insgesamt, und damit schädigen die
Schwarzfahrer auch alle anderen Fahrgäste.
Die Schüler- &
Lehrlingsfreifahrt in Österreich ist zwar ein komplexer
Bereich, der allerdings in sich ein relativ geschlossener
Kreislauf ist. Nahezu jeder Schüler, der eine öffentliche
Schule besucht, dessen Eltern Familienbeihilfe beziehen und
den Wohnsitz in Österreich haben, können an der
Schülerfreifahrt teilnehmen. Sie bezahlen lediglich einen
Selbstbehalt von € 19,60 und erhalten dafür einen Ausweis,
der ungefähr den Gegenwert
einer Jahreskarte hat.
Problemerkennung und Reaktion
im OÖVV
Die Fa. Securitas in Linz kontrolliert die Fahrgäste im
Auftrag der
Linz Linien, Linie Wels und ÖBB-Postbus. Sie schlug Ende
2006
Alarm und wies darauf hin, dass und wie viele Fälschungen im
Bereich der Schülerfreifahrt erkannt und zur Anzeige
gebracht wurden. Eine Polizei-Razzia in einer Linzer
Großdisco bestätigte diesen unangenehmen Trend. Aus diesem
Grund sah sich der Oberösterreichische Verkehrsverbund
veranlasst, das Ausweismaterial neu zu organisieren. Das
Problem der Ausweisrohlinge war bisher, dass sie mit
diversen modernen Druckern in einer Qualität erzeugt werden
können, die vom Original oftmals nicht mehr zu unterscheiden
ist. Das ist nicht nur bei Farblaserdruckern und
Laminiergeräten so, da können auch Plastikkarten im
Scheckkartenformat mit Thermo-Sublimationsdruckern
hergestellt werden.
Im OÖVV wurde das Problem
zusammen mit Securitas, den
Verkehrsunternehmen und Herstellern von Sicherheitsmerkmalen
bzw. Druckereien analysiert und zur Verbesserung des
Rohmaterials verwendet. Erstens darf eine Veränderung eines
bestehenden Ausweises nicht möglich sein, weil die
beschriftete
Fläche mechanisch nicht mehr bearbeitbar ist. Zweitens
müssen
Sicherheitsmerkmale eingebaut werden, die mit keinem Drucker
reproduzierbar sind. Hier werden die verschiedensten Art von
„Hologramm-Folien“ mit nahezu nicht nachmachbaren
Sicherheitsmerkmalen zum Einsatz kommen müssen. Sogenannte
„Leuchtschutzfarben“ sind als Sicherheitsmerkmale längst von
den Druckern eingeholt und somit unbrauchbar geworden.
Neue Sicherheitsmerkmale
legen die Latte für Fälscher wesentlich höher
Aus gutem Grund werden in Oberösterreich nun die
Schüler-Freifahrausweise verklebt. Das Auftrennen des
Ausweises zerstört
den Papierfilz und verhindert somit den Zugang zur
beschrifteten
Fläche. Damit ist eine Veränderung der Informationen
unmöglich.
Die Erfahrung zeigte, dass Fälschungen von Vorderseite und
Rückseite auch einseitig erfolgen können, je nach zu
verändernder
Information. Das macht notwendig, dass die Hologramm-Folien
jeweils auf beiden Seiten aufgebracht werden müssen.
Zwei weitere Merkmale sind
aufgedruckt, die dem Kontrollor die
Gültigkeit des Ausweises erkennbar machen. Ein Zifferncode
auf der Rückseite macht sämtliche aufgedruckten
Informationen kontrollierbar, und der Strichcode vergleicht
die Gültigkeit mit den Handgeräten der Kontrolleure. Da auch
die Fälscher aufrüsten
werden, macht man sich in der OÖVG Gedanken über neue
Sicherheitstechnologien, auch in Richtung
Chipkarten-Technologien. Der Glaube, dass es irgendwann
„fälschungssichere
Fahrausweise“ geben kann, wird vorerst aufgeschoben. |