Tourismus im ländlichen
Raum
von Mag. Georg
Fuchshuber
Im Jahr 2002 war das
Verkehrsangebot im
ländlichen Raum in Tirol
sehr dünn, die
Beförderungsfrequenzen
und die
Fahrgeldeinnahmen nahmen
ab. Sowohl die Gemeinden
als auch der Tourismus
haben Verbesserungen des
ÖPNV im ländlichen Raum
verlangt. Verschärfend
kam in Österreich eine
Reform- und
Finanzierungsdiskussion
über den Nahverkehr
dazu. Neue
Organisations- und
Finanzierungsstrukturen
sowie marktnahes Handeln
waren die Antwort der
Verkehrsverbund Tirol
GmbH (VTG) zur
Bewältigung dieser
Aufgabe. In einer
Vorher-/
Nachherbetrachtung auf
Basis der Jahre 2002 und
2007 wird die
Entwicklung von sieben
Tourismusregionen
(Lechtal, Arlberg,
Paznaun, Ötztal,
Seefeld, Achensee und
Pillersee) mit der
Gesamtentwicklung in
Tirol verglichen und ein
Ausblick gegeben.
Eckdaten zum
Verkehrsraum und
Entwicklung des
Angebotes:
In Tirol stieg die
Einwohnerzahl im
Betrachtungszeitraum um
3,1 % auf 703.768
Einwohner, während in
den zu vergleichenden
Regionen ein
Bevölkerungsanstieg um
1,3 % auf 57.793
Einwohner zu verzeichnen
war. Offenbar nahm die
Bevölkerung in den
Zentralräumen stärker zu
als auf dem Land. Die
gesamten
Nächtigungszahlen waren
mit ca. 41,8 Mio./Jahr
in Tirol – davon in den
Betrachtungsregionen mit
ca. 11,8 Mio./Jahr –
konstant. Um trotz der
dünnen Besiedelung im
ländlichen Raum zu einer
ÖPNV-Verbesserung zu
gelangen, war die
Kooperation mit dem
Tourismus nötig, damit
der Freizeitverkehr
erschließbar war. Um die
Schwelle zur
ÖPNV-Nutzung so gering
wie möglich zu halten,
wurden auf Basis einer
Anerkennung von
Gästekarten, Schipässen
usw. als Fahrausweis
private Einnahmen durch
Tourismus und Seilbahnen
zur Ergänzung der
öffentlichen Finanzen
erreicht und damit der
ÖPNV in der jeweiligen
Region gesamthaft,
unternehmensübergreifend
neu geordnet und
ausgebaut.
Die Fahrleistung konnte
in den Tourismusgebieten
von 2,3 Mio. km auf 5,1
Mio. km ausgeweitet
werden, das ist ein
Anstieg um ca. 117 %,
während die
Gesamtfahrleistung in
Tirol um ca. 25 % auf
33,5 Mio. km im selben
Zeitraum zunahm. Die
Fahrgeldeinnahmen haben
sich in Tirol dabei
gesamt um ca. 26 %
erhöht. Im Vergleich
dazu konnte in den
Tourismusregionen der
Einnahmenrückgang
gestoppt und die
Einnahmen um ca. 29 %
erhöht werden. Die
jährlichen
Kostensteigerungen für
die Verkehrsleistungen
waren damit am Markt
verdienbar. Durch die
Mitnahmeregelungen für
Touristen (Schi,
Schipässe, Gästekarte
usw. = Fahrausweis)
konnte eine sprunghafte
Akzeptanz- und, damit
verbunden, ein enormer
Fahrgastgewinn im
touristischen Segment
von ca. 7,14 Mio.
Beförderungen im
Verkehrsverbund Tirol (VVT)
erzielt werden. Die aus
diesen
Mitnahmeregelungen
gewonnenen Einnahmen
haben das ÖPNV-System im
ländlichen Raum offenbar
attraktiviert. Die
Nachfrage im allgemeinen
Verkehr zum VVT-Tarif
ist um ca. 11 %
gestiegen. Es war
erfreulich, dass dabei
auch die Einheimischen
im ländlichen Raum den
Bus als Verkehrsmittel
wieder entdeckt haben.
Bei der Finanzierung im
gesamten VVT zeigt sich
deutlich, dass die
Einnahmen seitens
Dritter massiv
angestiegen sind und
bereits höher sind als
jener Wert, den der Bund
zur Finanzierung der
Verkehrsdienste im VVT
an die VTG beiträgt. Es
ist zu erwarten, dass
die Drittumsätze mit der
Umsetzung weiterer
integrierter
Verkehrslösungen im ÖPNV
im ländlichen Raum
steigerbar sind, wenn
sich die
Verkehrskonzepte am
Kundennutzen
orientieren. Führt man
eine Grobanalyse durch,
so wurde mit den
zusätzlichen Mitteln des
Landes im
Betrachtungszeitraum
insbesondere der
Bahnverkehr in Tirol
finanziert und
modernisiert, während
die Entwicklung am
Omnibussektor im
Regionalverkehr
überwiegend durch den
Markt (Dritte) erfolgt
ist und die Beiträge von
Land und Gemeinden dabei
gering gehalten werden
konnten.
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Ein guter ÖPNV
für den
Tourismus
erfüllt auch die
Bedürfnisse der
Einheimischen.
Jede Fahrt, die
für alle Nutzer
zur Verfügung
gestellt werden
kann, steigert
die
Attraktivität
des Angebotes.
Quelle: ZVB |
Ausblick
In bisher sieben
Regionen wurde der
öffentliche Bus wieder
zu einem Verkehrsmittel
für alle Verkehrszwecke
gemacht.Wanderbusse,
Schibusse, Gästebusse,
Schülerbusse,
Pendlerbusse,
Einkaufsbusse finden
sich wieder in ein und
demselben Fahrplan und
können von allen auch
tatsächlich gemeinsam
genutzt werden. Die
Erfahrungen bestätigen
den Weg des VVT, im
regionalen
Kraftfahrlinienverkehr
nach integrierten
Verkehrslösungen auch in
Abstimmung zur Bahn zu
suchen. Das neue
Verkehrsangebot im
Pitztal, aber auch das
vertaktete Bussystem
zwischen Schwaz und
Breitenbach im Tiroler
Inntal haben sich
bereits nach kurzer Zeit
sehr bewährt. Es ist
erfreulich, dass die
Nachfrage im
touristischen Segment
sehr zeitnah nach der
Umsetzung anspringt und
damit auch die
Inanspruchnahme durch
die Bevölkerung
gefördert wird. Das
Verkehrskonzept
Zillertal z. B. sieht
als Hauptverkehrsachse
eine partiell
zweigleisige
Zillertalbahn im
30-Minuten- Takt vor.
Dieser Schritt, der ab
14. Dezember 2008
wirksam wird, stellt
sich auf Grund der
Erfahrung mit anderen
Regionen in Tirol immer
deutlicher als richtiger
Ansatz heraus.
Integrierte
Verkehrsmodelle, wie sie
derzeit z. B. für das
Stubai oder auch für die
Mittelgebirge bei
Innsbruck in Erwägung
gezogen werden, weisen
in die gleiche Richtung.
Schlussfolgerungen
Neue
Private-Public-Organisations-
und
Finanzierungsstrukturen
(PPP-Modelle) geben
insbesondere dem
Tourismus die
Möglichkeit, den ÖPNV
mit zu gestalten. Damit
war es für die
öffentliche Hand
möglich, auf der
Plattform des VVT ein
attraktives ÖPNVAngebot
im ländlichen Raum über
deren finanzielle
Leistungsfähigkeit
hinaus zu gestalten,
welches bei allen
Fahrgastgruppen zu einer
gesteigerten
Inanspruchnahme geführt
hat. Die Bündelung der
Finanzen
unterschiedlicher – auch
privater – Partner und
der Ressourcen
verschiedener
Leistungsträger war der
Grundstein zur
aufgezeigten Entwicklung
und hat zu
beträchtlichen
Fahrgaststeigerungen
geführt. Der direkte
Marktzugang der
Verkehrsorganisationseinrichtung
– das ist im konkreten
Fall die Verkehrsverbund
Tirol GmbH (VTG)war –
dabei in jedem Fall
einer Zweierbeziehung in
Ausschreibungsmärkten
überlegen.
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Schibusangebote
sind ein
wesentlicher
Teil des ÖPNV in
der Wintersaison
und führen zu
wichtigen
Verkehrsverbesserungen
in den
betroffenen,
meist ländlichen
Regionen. Auch
Niederflurbusse
sind für
touristische
ÖPNV-Angebote
sehr gut
geeignet. Sowohl
Schifahrer als
auch Wanderer
mit schweren
Rucksäcken
steigen genauso
bequem ein wie
beispielsweise
Personen mit
Kinderwagen oder
ältere
Fahrgäste.
Quelle: VVT |
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