Niederösterreichische
Regionalbahn von der
Einstellung bedroht
von Ing. Siegfried
Nykodem
Am 12. November 1898
wurde das technisch
schwierigste Teilstück
der Ybbstalbahn, die
Bergstrecke Lunz am See
– Kienberg, eröffnet.
Knappe vier Monate
später, am 9. März 1899,
wurde das letzte Stück
dieser traditionsreichen
Bahnlinie, die 5,5 km
lange Seitenlinie Gstadt
– Ybbsitz, ohne
Feierlichkeiten für den
Personen- und
Güterverkehr
freigegeben.
Damit besteht eine der
anspruchvollsten
Schmalspurbahnen
Österreichs, die durch
die reizvolle
Voralpenlandschaft der
Eisenwurzen führt,
bereits 110 Jahre. Ohne
allzu störende
Eingriffe, förmlich in
Symbiose zwischen Natur
und Technik, hat man
damals gebaut.
Beachtenswerte
Kunstbauten, Viadukte
und kühne Brücken sind
Spitzenleistungen
österreichischer
Ingenieure. So ist es
selbstverständlich,
sozusagen als Referenz
an die damaligen
Konstrukteure und
Brückenbauer, dass fast
alle dieser Bauwerke
unter Denkmalschutz
stehen. Das einzige
einstöckige
Bahnhofsgebäude einer
Schmalspurbahn der
Monarchie, der
Lokalbahnhof Waidhofen,
und das Aufnahmegebäude
Ybbsitz mit der Remise
stehen ebenfalls unter
Denkmalschutz.
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Regionalzug 6913
mit
Diesellokomotive
2095.007 am 1.
Mai 2006 nach
Lunz am See auf
der Brücke über
die Ybbs nächst
Furth-Prolling
Foto: Erich
HAFNER |
Eine Besonderheit dieser
Bahnlinie – im Gegensatz
zu allen weiteren
österreichischen
Schmalspurbahnen – ist
ihr Anschluss an die
Normalspur an beiden
Endpunkten. Die 70,9 km
lange Hauptlinie bindet
in Waidhofen an der Ybbs
an die Rudolfsbahn
(Amstetten –
Bischofshofen) und in
Kienberg im Erlauftal an
die Regionalbahn nach
Pöchlarn und somit an
die Westbahn an. Von den
Anrainern wird„ihre
Ybbstalbahn“ liebevoll
„Schafkäseexpress“
genannt, weil früher der
für die Gegend typische
Käse mit dem Zug zu den
Bauernmärkten kam.
Dauerbrenner „Zusperren“
Jahrzehntelang gibt es
bereits seitens der ÖBB
und der Politik
Schließungspläne. 1973
wird erstmals konkret
versucht, die
Ybbstalbahn
einzustellen; die
Erdölkrise verhindert
dies. Im selben Jahr
gestaltet sich das
75-Jahre-Jubiläum zu
einer machtvollen
Gegendemonstration. Es
wurde der Verein „Club
598 – Freunde der
Ybbstalbahn“ [1]
gegründet.
Trotz der 15.000
Unterschriften und
heftiger Proteste
befährt am 28. Mai 1988
der letzte Planzug die
Bergstrecke zwischen
Lunz und Kienberg. Damit
gelingt es, die
Ybbstalbahn zur
Stichbahn zu
degradieren. Seither
fahren Planzüge nur noch
bis Lunz am See. Das
Damoklesschwert des
Zusperrens nach
Salamitaktik hängt nach
wie vor über der
Ybbstalbahn. Als
politisches Gegengewicht
gründet sich 1991 unter
der Führung von
Nationalrat Günter
KIERMAIER (SP) der
Verein „Pro
Ybbstalbahn“.
Das Jubeljahr 1996
Gerade rechtzeitig zum
100. Geburtstage der
musealen Dampflokomotive
598.02 (Yv.2) und zu den
damit zusammenhängenden
Feierlichkeiten für den
ersten Streckenabschnitt
bis Hollenstein,
eröffnet am 18. Juli
1896, hatten alle
Festredner
Frohbotschaften zu
verkünden. Ein Vertrag
zwischen ÖBB, dem Land
Niederösterreich und dem
Bund sichert den Betrieb
der Ybbstalbahn für
weitere 26 Jahre, also
bis 2022! Das Land
Niederösterreich muss
für diese Linie jährlich
1,3 Mio. Euro
zuschießen.
Das Jahr 2000
Im Frühjahr 2000 ist
wieder alles anders. Die
ÖBB unter
Generaldirektor Helmut
DRAXLER kündigen
einseitig den Vertrag.
Vorerst soll nur die
Stichbahn nach Ybbsitz
stillgelegt werden,
wenige Wochen später
droht der ganzen
Bahnlinie das endgültige
Aus. Ab dem 1. Juni,so
teilen die ÖBB mit,wird
der Personenverkehr auf
der gesamten Ybbstalbahn
eingestellt. Die ÖBB
wollen aber den Betrieb
so lange weiterführen,
bis ein neuer Betreiber
gefunden und die
technische Übergabe
erfolgt ist.
Die
Ausschreibungsunterlagen
für die Suche nach einem
neuen Betreiber hatte
die NÖVOG [2] fix und
fertig in der Tischlade.
Das Bundesministerium
für Verkehr, Innovation
und Technik war noch am
Prüfen, da ändert der
neu bestellte
ÖBB-Generaldirektor
Rüdiger vorm Walde das
Unternehmenskonzept. Die
ÖBB überlegen, ob sie
nicht doch die
Ybbstalbahn und die
weiteren
Schmalspurbahnen selber
weiter betreiben
sollten. Eine endgültige
Entscheidung wird aber
hinausgeschoben.
Neue Hoffnung:„Der
Vertrag von Gösing“
Am19. Dezember 2003
wurde in Gösing an der
Mariazeller-Bahn der
Infrastrukturvertrag für
die Mariazeller-,
Waldviertler- und
Ybbstalbahn zwischen dem
Bund und dem Land NÖ
unterzeichnet. Mittels
eines klaren Reglements
sollte langfristig der
Weiterbestand dieser
drei Schmalspurbahnen
abgesichert werden.
Neben einer
beabsichtigten
Attraktivierung der
Bahnlinien wurde auch
eine teilweise Umspurung
für die Mariazeller-und
Ybbstalbahn in Erwägung
gezogen. Die
Vertragsdauer auf
unbestimmte Zeit wurde
aufgrund massiven
Einflusses durch das
Finanzministerium
letztendlich befristet.
Zumindest ist es mit
diesem Vertrag gelungen,
dass die
niederösterreichische
Landespolitik die
Schmalspurbahnen als
wesentliches technisches
Kulturgut von
europäischer Bedeutung
anerkannte. Allerdings
wurde die Einhaltung des
Gösinger Vertrages vom
Land Niederösterreich
nie ernsthaft
eingefordert.
Die Politik schaut zu
Es nützen die besten
Verträge nichts: Die ÖBB
fühlen sich in keiner
Weise gebunden, und auch
der Bund kommt nicht im
Geringsten seinen
Verpflichtungen nach. So
kann man vor Ort
sehenden Auges erleben,
wie die Gleisanlagen
immer mehr verschlampen
und verlottern. Eine
Langsamfahrstelle nach
der anderen wird
eingerichtet. Ein
typisch österreichisches
Phänomen: Die Politik
schaut zu!
Wie wenn sich auch die
Natur gegen die
Ybbstalbahn verschworen
hätte,unterbrechen in
den Jahren 2006 und 2007
zwei außergewöhnliche
Hochwasser die Strecke.
Zweimal wird das Gleis
bei der Station Seeburg
auf einer Länge von ca.
20 m unterwaschen. Für
die ÖBB günstige
Gelegenheiten, um über
Monate nichts zu
reparieren.
Bagatellschäden sind
Anlass für monatelangen
Schienenersatzverkehr.
Im Sommer 2008 werden
über 2000 Schwellen
ausgewechselt, aber
nicht, um normale
Betriebsverhältnisse
herzustellen, sondern
nur, um die Sicherheit
zu gewährleisten; die
meisten
Langsamfahrstellen
bleiben bestehen!
Richtig blamabel und
hilflos die Reaktion der
Politik: Im Auftrag des
Landes Niederösterreich
wird ein Bus-Konzept
vorgestellt,es soll die
zurzeit leider wirklich
marode Ybbstalbahn total
ersetzen. Aufgrund von
Langsamfahrstellen
zwischen Hollenstein und
Lunz werden bereits
jetzt die Schüler mit
Autobussen befördert,
das Land
Niederösterreich kommt
für diese zusätzlichen
Kosten auf.
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Diesellokomotive
2095.009 mit
Güterzug 72292
am 3. August
2004 nach
Waidhofen an der
Ybbs bei Gstadt
Foto: Erich
HAFNER |
Mühsam unter
ÖBB-Ägide
Derzeit befördern die
Züge der Ybbstalbahn pro
Jahr noch immer 475.000
[4] Fahrgäste. Für den
Personenverkehr
stehen sechs geleaste
moderne Triebwagen der
Reihe 5090 zur
Verfügung. Stark
frequentierte Züge,
besonders
Schülertransporte,
werden mit vierachsigen
Personenwaggons, gezogen
von einer Diesellok der
Reihe 2095,durchgeführt.
Mit der gleichen
Zusammenstellung bedient
man auch den
Personenverkehr nach
Lunz am See.Während der
Sommermonate wird der
Garnitur immer ein
Waggon zur
Fahrradbeförderung
beigegeben.
In bescheidenem Ausmaß
gibt es auch
Güterverkehr, vor
allem Holztransporte,
soweit die Holzfrächter
nicht durch günstigere
Tarife gleich zum
Verladen auf die
Normalspur gelockt
werden. Ebenso
bescheiden gibt es
Nostalgiefahrten,
Dampfsonderzüge nach
Ybbsitz und Lunz. Züge
Mit bis zu acht Waggons
und 300 Fahrgästen
unterstreichen die
touristische Komponente
dieser Bahnlinie.
Exorbitante
Preisvorstellungen und
mutwillige
Betriebsvorschriften
seitens der ÖBB lassen
ein Ausschöpfen des
beachtlichen Potenzials
nicht zu.
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Dampfsonderzug
bei der Ausfahrt
Bahnhof
Waidhofen im
Dezember 2007.
Foto: Siegfried
NYKODEM |
Initiative Ybbstalbahn
Am 30. August 2008 lud
unter dem Titel „Die
moderne Ybbstalbahn“
die „Initiative
Ybbstalbahn“ [3] der
beiden Vereine Club
598 und Pro
Ybbstalbahn zum
Forum nach Opponitz.
Eine Willenskundgebung
von 130 Teilnehmern.
Eloquente Vorträge zum
Thema „Öffentlicher
Verkehr“ zeigten die
politische Misere und
Ahnungslosigkeit der so
genannten
Verantwortungs- und
Entscheidungsträger
deutlich auf. Es muss
ihrem Handeln, welches
nur auf das Zusperren
der Bahnlinie
ausgerichtet ist, mit
Vehemenz entgegen
getreten werden. In
Zeiten des beängstigend
zunehmenden
Klimawandels, des Endes
des Erdölzeitalters und
ständig neuer Krisen
bedarf es des festen
Willens zum Erhalt der
Ybbstalbahn, aber auch
zu einem sinnvollen
Verknüpfen und Vernetzen
mit den weiteren
Verkehrsträgern, um auf
optimale Weise der
Region umweltschonend,
und dem Kulturerbe
verpflichtet, zu dienen.
Einstimmig wurde daher
die Resolution „Das
Ybbstal braucht seine
Bahn! – Sie ist der
Lebensnerv des Oberen
Ybbstales“
beschlossen. Bis Ende
November konnten
5.715 Unterschriften
gesammelt werden, ebenso
unterstützen zwei
Ybbstal-Gemeinden diese
Resolution, welche an
den Bund, das Land
Niederösterreich und die
ÖBB ergangen ist.
Gespannt darf man sein,
wann und ob der
Landeshauptmann von
Niederösterreich die
Unterschriften
übernehmen wird. Trotz
mehrmaliger Anfragen
gibt es dafür noch immer
keinen Termin.
Das politische Wollen
ist gefragt
Seit Monaten wird
zwischen dem Land
Niederösterreich, dem
Bund und den ÖBB hinter
verschlossenen Türen
verhandelt. Neuwahlen im
Herbst, die
Regierungsbildung, die
vorhersehbare
Finanzkrise kann man
förmlich als Schonzeit
für die Ybbstalbahn
bezeichnen. Seit 31.
Dezember 2008 ist der
Vertrag von Gösing
abgelaufen, der Betrieb
der Ybbstalbahn läuft
schleppend weiter, einer
hoffentlich besseren
Zukunft entgegen.
Nachdem die ÖBB die
Ybbstalbahn partout
nicht weiter betreiben
wollen und die Politik
nicht in der Lage ist,
einem von Steuergeldern
abhängigen Betrieb einen
klaren Auftrag zu geben,
muss das Land
Niederösterreich,
soferne ihm
umweltgerechte und
volkswirtschaftliche
Verkehrspolitik ein
Anliegen ist, Farbe
bekennen. Auch der Bund
ist in dieser Hinsicht
gefordert, hat er doch
die für die Ybbstalbahn
längst versprochenen
Finanzleistungen
nachzuholen. Aber auch
die ÖBB werden einen
beachtlichen
Finanzbeitrag leisten
müssen, weil sie der
Ybbstalbahn in früherer
Zeit zugeteilte
Finanzmittel anderweitig
verwendet haben.
Der aufgezeigte Weg ist
zwar mühsam, aber das
politische Wollen des
Landes Niederösterreich
– als unmittelbar
hauptverantwortlich für
den öffentlichen Verkehr
im oberen Ybbstal – ist
erstes Gebot für den
Weiterbestand der
Ybbstalbahn. Die
Bürgermeister der
Anrainergemeinden und
alle weiteren regional
tätigen Politiker
sollten sich ebenso
ihrer enormen
Verantwortung bewusst
werden, wenn es um die
Ybbstalbahn geht. Im
Sinne ihrer Wähler und
der Bahnbenützer ihrer
Gemeinden wäre es wohl
angebracht, den diversen
Einflüsterern Paroli zu
bieten und klar für die
Ybbstalbahn zu votieren,
die bis dato in ihrer
Vielfachfunktion noch
immer beachtliche
Wertschöpfung für die
Region erbringt.
Das Land Salzburg,
Landeshauptmannstellvertreter
Dr.Wilfried HASLAUER und
die Pinzgauer
Bürgermeister haben
vorgezeigt, wie man für
seine unmittelbare
Heimat tätig sein
muss.Was in Salzburg
gelungen ist, muss erst
recht aufgrund dieses
Paradebeispieles auch in
Niederösterreich möglich
sein!
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Diesellokomotive
2095.010 mit
Radtransportzug
6913 nach Lunz
am See bei
Saimannslehen.
Foto: Erich
HAFNER |
Zukunft braucht Herkunft
Trotz aller Unkenrufe
ermöglicht die
Ybbstalbahn auch heute
noch in ihrer
ursprünglichen
Konzeption in der dünn
besiedelten Region des
oberen Ybbstales den
Personennahverkehr und
Gütertransport auf
umweltfreundlicher und
volkswirtschaftlich
günstigster Basis.
Zusätzlich hat diese
Bahnlinie für den
sanften Tourismus enorme
Bedeutung, als
Werbeträger ist sie
unersetzlich für die
Region. Glücklicherweise
ist auch das
Ursprüngliche erhalten,
sodass man bei der
Ybbstalbahn auch von
technischem Kulturgut im
Range eines
Weltkulturerbes sprechen
kann. So sind alle
Voraussetzungen gegeben,
um der Ybbstalbahn auf
keinen Fall das
Lebensrecht
abzusprechen.
Eine gründliche
Sanierung, stufenweise
Verbesserungen der
Infrastruktur und das
Anheben der
Maximalgeschwindigkeit
auf 70 km/h, wie bei
modernen
Schmalspurbahnen üblich,
sollten die ersten
Schritte in die Zukunft
sein. Im Weiteren ist
die Ybbstalbahn ihrer
ursprünglichen
Ausrichtung nach im
inneren Teil wieder mit
der Normalspur in
Kienberg zu verbinden.
In weiterer Folge ist
die berühmte dritte
Schiene zwischen
Kienberg und Scheibbs zu
verlegen, um der
gesamten Region einen
tatsächlich allerbesten
ÖPNV zu bieten. In
diesem Sinne sei
abschließend der
niederösterreichische
Landeshauptmann Dr.
Erwin Pröll zitiert,
der zum 100-jährigen
Jubiläum meinte: „Was
hundert Jahre gut war,
kann auch in Zukunft
nicht schlecht sein!“
[5]
[1] Club 598 ist benannt
nach der Dampflok
ÖBB-Reihe 598
[2] NÖVOG:
Niederösterreichische
Verkehrsorganisationsgesellschaft
m. b. H
[3] Initiative
Ybbstalbahn:
Zusammenschluss von
„Club 598“ und „Pro
Ybbstalbahn“, zusammen
1.100 Mitglieder
[4] Schriftliche
Anfragebeantwortungen
von BM VIT GORBACH,
AnfrageNr.:271/J-NR/2003
[5] LH Dr. Erwin PRÖLL
am 17. Mai 1998
|
Zum Autor:
Ing. Siegfried
NYKODEM
Techniker, seit 1973 Obmann des Club 598,
Freunde der Ybbstalbahn, setzt sich für den
Weiterbestand und die Modernisierung der Ybbstalbahn
in ihrer Gesamtheit ein. Er hat wesentlichen Anteil
an der Revitalisierung technischen Kulturerbes der
Ybbstalbahn (Dampflok 598.02, Baujahr 1896).
Denkmalschutz technischer Kulturgüter, Förderung des
sanften Tourismus,Naturund Umweltschutz sind seine
besonderen Anliegen. |
|
Univ.
Ass. DI Harald FREY: Die Zerstörung der Ybbstalbahn – ein
Sittenbild niederösterreichischer Verkehrspolitik
Die
Ybbstalbahn, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, befördert
derzeit rund 475.000 Fahrgäste, im Jahr 1996 waren es
dagegen noch ca. 700.000 Reisende. Dringend notwendige
Sanierungsarbeiten am Oberbau wurden nicht durchgeführt, die
Betriebsgeschwindigkeit abschnittsweise auf 10 km/h
reduziert, Bahnhöfe wurden geschlossen und Streckenbetreuer
„eingespart“. Ein Paradebeispiel, wie man eine Bahnstrecke,
die nicht nur für den Schüler- und Pendlerverkehr wesentlich
ist, mutwillig zerstört.
Gerade
Waidhofen profitiert von der Ybbstalbahn: Sie prägt das Bild
der Stadt, harmoniert mit der Landschaft und generiert einen
entscheidenden Mehrwert für das ganze Ybbstal über den
Bereich des Tourismus hinaus.
Auch das
Potenzial für den Gütertransport auf der Bahn bleibt zum
Großteil ungenutzt. Gleichzeitig rollen Pkw und Lkw auf den
in Niederösterreich gut ausgebauten Straßen und verursachen
Lärm, Abgase und Verkehrsunfälle, die von den Menschen nicht
nur ertragen, sondern auch von der Gemeinschaft bezahlt
werden müssen. Grund genug, so scheint es den
verantwortlichen Politikern, nochmals 66 Mio. Euro für den
Bau des Waidhofener Citytunnels in den Straßenverkehr zu
stecken, während mit einem Drittel des Geldes die ganze
Ybbstalbahn saniert werden könnte.
Diese vom
Land Niederösterreich geförderte und als „intelligenzfrei“
zu bezeichnende Verkehrsprojektierung – von Planung kann
nicht gesprochen werden – kann weder als zukunftsfähig noch
als menschlich bezeichnet werden und widerspricht den eigens
auferlegten Zielen des niederösterreichischen
Raumordnungsgesetzes und des Landesentwicklungskonzepts.
Aktuell versucht man, mit einem Buskonzept Bahn gegen Bus
auszuspielen, um weitere Ausbaumaßnahmen im Straßenverkehr
zu begründen. Dabei führt der Bus zu längeren Fahrzeiten
zwischen Großhollenstein bzw. Ybbsitz und Waidhofen, und
während der Stoßzeiten wird er im Stau stehen. Der Wegfall
des so genannten Schienenbonus wird die Zahl an Fahrgästen
um 10 – 30 % im Vergleich zu einer gut funktionierenden
Bahnverbindung reduzieren. Auf den Radtransport im Bus darf
man schon gespannt sein…!
Der
Landeshauptmann von Niederösterreich hat selbst die
bedeutende touristische Rolle der Ybbstalbahn für die Region
betont. An seinen Taten werden wir messen können, ob er für
oder gegen die Menschen in seinem Land regiert oder
weiterhin Erdöl-Politik für die Ewiggestrigen machen will
und damit die Bevölkerung in eine massive Abhängigkeit
zwingt.
Univ.
Ass. DI Harald FREY – TU Wien, Institut für
Verkehrswissenschaften, Fachbereich Verkehrsplanung und
Verkehrstechnik. |
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