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Helmut Mödlhammer: Ein leidenschaftlicher Kommunalpolitiker

RS-Obmann Peter Haibach im Gespräch mit Bürgermeister Helmut Mödlhammer


RS: Herr Präsident, Sie können auf eine Vielzahl von Tätigkeiten und Erfahrungen verweisen: Journalist, Mitglied des ORF-Kuratoriums, Gemeinderat, Präsident des Salzburger Gemeindeverbandes und des Österreichischen Gemeindebundes, Bürgermeister von Hallwang. Mit welcher Ihrer Tätigkeiten identifizieren Sie sich am meisten?

Mödlhammer: Meine Funktion als Bürgermeister ist sicher die zentralste. Der direkte Kontakt mit den Menschen, deren Probleme wahrzunehmen und zu lösen – dieser alltäglichen Herausforderung stelle ich mich gerne, wobei es mir abseits der Tagespolitik um langfristige Lösungen geht.

RS: Dann dürfen wir Sie künftig mit „Herr Bürgermeister“ ansprechen. Herr Bürgermeister, wie sieht es mit Ihrem eigenen Mobilitätsverhalten aus?

Mödlhammer: Ich nutze für die vielen Fahrten Salzburg – Wien zu zwei Drittel die Bahn, wiewohl ich des Öfteren mit dem Fahrplan-Angebot nicht zufrieden bin. Innerhalb des Ortes bin ich mit dem Fahrrad unterwegs und suche bei regelmäßigen Spaziergängen durch den Ort das Gespräch mit meinen Gemeindebürgerinnen und -bürgern.

RS: Was macht die Gemeinde Hallwang für die Mobilität Ihrer Bürger/- innen?

Mödlhammer: Wir haben einen Bahnanschluss, der Bahnhof ist sieben bis zehn Minuten entfernt, der Weg dorthin wurde beleuchtet,„Park & Ride“-Plätze wurden geschaffen, Radständer errichtet. Jetzt steht der Bahnhofsneubau an, wobei es mir wichtig ist, dass der Bahnhofsbereich belebt bleibt. Darüber hinaus setze ich mich dafür ein, dass der Obus von Mayrwies nach Esch verlängert wird. Die Obus-Verlängerung bis Eugendorf böte die Möglichkeiten, dass dort eine große Umsteigestelle entstünde. Der Konsens darüber steht leider noch aus. Die Gemeinde fördert auch Bus-Tickets, gibt verbilligte Tageskarten aus.

RS: Das schaut ja alles nach Wohlfühlgemeinde aus! Wie sehen Sie die Öffnung der Busspur für den Pkw- und Lkw-Verkehr in Eugendorf?

Mödlhammer: Im Raum Eugendorf wurde in den letzten Jahren viel gebaut, sowohl Wohnungen als auch Betriebe. Damit hielt die Infrastruktur nicht stand. Die Frage stellt sich, nichts zu machen oder nach irgendwelchen Lösungen zu suchen. Die Öffnung der Busspur ist sicher nicht die beste Lösung.

RS: Wie stehen Sie zu regionalen Zukunftsprojekten, wie z.B. der neuen Salzkammergut-Lokalbahn (Ischler-Bahn)?

Mödlhammer: Ich sehe das derzeit nicht als Priorität, bin aber grundsätzlich nicht dagegen. Als vorrangig sehe ich, dass sich die Stadt Salzburg durchringt, die RegionalStadtbahn durch die Stadt umzusetzen, und die entsprechenden Beschlüsse dazu fasst.

RS: Wie sehen Sie die Situation der Gemeinden? Haben diese wirklich knappe Kassen zu verwalten, oder setzen sie falsche Prioritäten?

Mödlhammer: Die Gemeinden haben immer mehr Aufgaben zu bewältigen, die der Bund und die Länder auf die Gemeinden verlagern. Die Gemeinden tragen 70 % der Kosten für das Straßennetz. Beim Öffentlichen Verkehr von Bahn und Bus verstärkt sich der Druck auf die Gemeinden. Für Angebote, die bisher von Bund oder Ländern finanziert wurden, muss jetzt bezahlt werden. Ansonsten werden Linien ausgedünnt und Bahnhöfe zugesperrt.
 

Wer steigt schon gerne in einen solchen Zug ein? Der Vandalismus ist ein internationales Phänomen: Regionalzug in Poppi (Toskana), Mai 2009.

Bürgermeister Helmut Mödlhammer (re.) im Gespräch mit RS-Obmann und Herausgeber Peter Haibach.

Foto: Christa Schlager

RS: Wie könnte die Finanzierung im Öffentlichen Verkehr besser gelöst werden? Beim Straßenverkehr funktioniert es bestens, der Bund überträgt den Ländern budgetäre Mittel, und die Länder entscheiden, wann und wo was ausgebaut wird. Bei Bahn & Bus gibt es zu viele Stellen auf unterschiedlichen Ebenen: Bund, Land und Gemeinden.

Mödlhammer: Da haben Sie völlig recht. Dieses Modell müsste auch im Öffentlichen Verkehr Platz greifen, nämlich den Ländern die Finanzmittel zu Verfügung zu stellen. Vor allem erscheint die Zweckbindung der zusätzlichen Mineralölsteuer-Mittel für den Öffentlichen Verkehr sinnvoll, ebenso die der Ökosteuer. Die Länder hätten dann die Möglichkeit, Verkehre auszuschreiben und zu bestellen, wie es z. B. in Deutschland schon der Fall ist.

RS: Würde das bedeuten, dass die ÖBB ihre Vormachtstellung verlieren würden.

Mödlhammer: Ein gesunder Wettbewerb könnte nicht schaden. Allerdings darf es nicht zu einem „Rosinen-Picken“, also dahin führen, dass bestimmte Strecken gut bedient werden, manche gar nicht. Hier muss die regionale Versorgung für alle Orte im Land im Vordergrund stehen.

RS: Verkehrsexperten sehen die Zukunft in der Umsetzung eines „Integralen Taktfahrplanes“ (ITF) nach Schweizer Muster, bei dem seitens des Bundes österreichweit Mindestbedienqualitäten für die einzelnen Regionen festgelegt werden. Auf Basis dieses ITF werden dann die notwendigen Streckenausbauten fixiert. In der Schweiz dauerte es ca. 15 Jahre, um dieses Ziel zu erreichen. Warum ist das in Österreich bisher nicht erfolgt?

Mödlhammer: Es ist sicher richtig, dass Österreich diese Entwicklung der Eisenbahn verschlafen hat. In der Vergangenheit hat der Egoismus der Bundesländer dazu geführt, dass Bahnstrecken ausgebaut wurden und werden, die nicht Priorität haben, wie z.B. Koralm-Tunnel oder Brenner-Basistunnel.

RS: Hätten Sie da nicht als österreichischer Gemeindebundpräsident die Möglichkeiten, gegenzusteuern?

Mödlhammer: Das stellt sich als schwierig heraus, weil es darum geht, 2.346 Gemeinden, den Städtebund sowie den Bund und die Länder unter einen Hut zu bringen. Der Gemeindebund hat da nur ein Gewicht von einem Sechstel der Stimmen.

RS: Wie könnte dann eine erfolgreiche Verkehrspolitik aussehen?

Mödlhammer: Letztlich gibt es nur ein einziges Erfolgsrezept, wie es die Entwicklung in Salzburg aufzeigt. Ohne ambitionierte, engagierte Bahnbetreiber geht es nicht. Aus meiner Sicht zeigt Gunter Mackinger, Verkehrsdirektor der Salzburg AG, auf, wie erfolgreich agiert werden kann. Sein Weg ist gepflastert mit Erfolgen: Die Attraktivierung der SchafbergBahn, WolfgangseeSchifffahrt, Pinzgauer Lokalbahn und Salzburger Lokalbahn lässt erahnen, dass Zukunftskonzepte nur mit fähigen Managern, die ich nach Kräften unterstütze, umzusetzen sind. Daran gilt es zu arbeiten, diese zu finden und zu motivieren.

RS: Herr Bürgermeister, welche weiteren Ambitionen haben Sie noch im Auge?

Mödlhammer: Ich fühle mich mit den derzeitigen Agenden wohl und mehr als ausgelastet – das soll auch so bleiben.

RS: Herr Bürgermeister, wir denken, dass die Menschen im Lande Sie und Ihre Aktivitäten sehr schätzen. Weiterhin viel Erfolg!

 

Zur Person Helmut Mödlhammer

Geboren am 26.11.1951 in Salzburg Verheiratet seit 1977, drei Kinder.

Studium der Publizistik- und Politikwissenschaft (ohne Abschluss) Mitarbeit bei der Salzburger Volkszeitung (SVZ) von 1972 bis 2005, zuletzt als Chefredakteur, dazwischen von 1978 bis 1980 Chefredakteur beim Salzburger Volksblatt. Daneben Mitarbeiter in mehreren Publikationen (Landwirtschaft, Brauchtum, Kommunalpolitik)

Zahlreiche Engagements in Politik und Gesellschaft, u. a.:

Landesobmann Stv. der Salzburger Journalistengewerkschaft (1981-1985)

1984 Wahl zum GR von Hallwang, am 26.2.1986 Wahl zum Bürgermeister

1992 Wahl zum Präsidenten des Salzburger Gemeindeverbandes

1994 – 1999 Abgeordneter zum Salzburger Landtag

von 1996 – 2001 ORF-Kurator des Landes Salzburg

23.2.1999 einstimmige Wahl zum Präsidenten des Österreichischen Gemeindebundes, Wiederwahl am 26.2.2003

Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich am 7.6.2002

Wiederwahl zum Präsidenten des Österreichischen Gemeindebundes

(Februar 2007)

Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik am 16.11.2007

 

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