Konzept für einen attraktiven
Personenverkehr auf der Mariazeller Bahn
von Philipp Mackinger
Dieser Beitrag
beschreibt ein Konzept,
mit dem sich ein
attraktiver Fahrplan auf
der Mariazeller Bahn
umsetzen lässt.
Gegenüber dem heute
wenig
zufriedenstellenden
Angebot in Hinblick auf
die Anzahl der Züge,
Fahrzeiten und
Haltemuster wird in
dieser Arbeit auf einen
Taktfahrplan mit
Bedarfshalten in jeder
Haltestelle und in jedem
Bahnhof hingearbeitet.
Dieser soll im
Zusammenwirken mit neuen
Fahrzeugen und einer
verbesserten
Infrastruktur auch
attraktive Fahrzeiten
bieten. Es werden zwei
Fahrplanvarianten
erarbeitet und
vorgestellt. Sie zeigen,
wie der Fahrplan der
Mariazeller Bahn kurzund
mittelfristig verbessert
werden kann. Des
Weiteren wird auch
beschrieben, welche
Änderungen in den
Bereichen
„Infrastruktur“ und
„Fahrzeuge“ notwendig
sind, um diese
Fahrplan-Varianten zu
ermöglichen.
Einleitung
Die Mariazeller Bahn
ist eine elektrifizierte
Schmalspurbahn mit der
für Österreich typischen
Spurweite von 760 mm.
Die Strecke hat ihren
Ausgangspunkt in der
niederösterreichischen
Landeshauptstadt St.
Pölten und führt dann
durch das Pielachtal und
die Ötscherregion zum
namensgebenden Endpunkt,
dem Wallfahrtsort
Mariazell. In Ober
Grafendorf zweigt die
nicht elektrifizierte
Strecke nach Wieselburg,
genannt Krumpe, ab. Die
Mariazeller Bahn wurde
seit Mitte der 1990-er
Jahre vom Eigentümer ÖBB
immer mehr
vernachlässigt.
Investitionen in die
Infrastruktur sowie in
Fahrzeuge wurden auf ein
Minimum reduziert, was
zu einem Verfall der
Anlagen und Fahrzeuge
führte. Mit der
Übernahme mehrerer
Regionalbahnen durch das
Land Niederösterreich,
darunter auch die
Mariazeller Bahn und die
Krumpe, könnte dieses
nun zeigen, dass es
diese Bahnen besser und
attraktiver betreiben
kann, als das zuvor in
Kooperation mit den ÖBB
der Fall war.
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Planzug der Mariazeller Bahn im Jahr 2009
Foto: Philipp Mackinger |
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Verbesserungsvorschläge
Mariazeller Bahn
Infrastruktur
Als Beispiele, wie die
Infrastruktur instand zu
setzen und auszubauen
ist, werden die
Zillertalbahn und die
Pinzgauer Lokalbahn, die
von der Salzburger
Lokalbahn (SLB)
betrieben wird,
herangezogen. Diese
beiden Schmalspurbahnen
zeigen, dass die
Spurweite von 760 mm
kein Nachteil ist und
dass ein
S-Bahn-ähnlicher,
attraktiver Betrieb
möglich ist. Die
Neubauabschnitte dieser
Bahnen wurden
vollbahnähnlich
trassiert, und schwerer
Oberbau kommt zum
Einsatz. Der Einsatz von
schweren Betonschwellen
und Schienen (S49) in
Zusammenhang mit einer
gestreckten
Linienführung (große
Radien) erlaubt
theoretisch
Geschwindigkeiten bis
100 km/h. Derzeit
verkehren die Züge der
Pinzgauer Lokalbahn mit
bis zu 80 km/h. Weiters
wurden die
Kreuzungsbahnhöfe mit
für Schmalspurbahnen
schlanken Weichen
ausgeführt, die mit 40
km/h in die Ablenkung
befahrbar sind. All
diese Details sorgen
dafür, dass ein Angebot
mit kurzen Fahrzeiten
und ein angenehmes
Fahrverhalten möglich
sind. Passend dazu
wurden auch die
Haltestellen und
Bahnhöfe an die heutigen
Bedürfnisse der
Reisenden angepasst
(Bahnsteige,
Beleuchtung,…) und mit
Haltewunschtasten
ausgestattet, was
wiederum eine kürzere
Fahrzeit ermöglicht.
Für die Modernisierung
der Mariazeller Bahn
werden zwei denkbare und
mögliche Varianten
vorgestellt.
Variante 1
Die Infrastruktur wird
in ihrer heutigen Form
komplett saniert, aber
nicht verbessert. Diese
Variante stellt das
notwendige Minimum dar.
Folgende Maßnahmen sind
notwendig, um den
entwickelten Fahrplan
auf der bestehenden
Infrastruktur fahren zu
können:
• Sanierung aller
Langsamfahrstellen
• vorsorgliche
Instandhaltung der
Infrastruktur, damit
keine neuen
Langsamfahrstellen
entstehen
• Aus- und Umbau der
Kreuzungsbahnhöfe, um
schneller ein- und
ausfahren zu können
• Einführung des
signalisierten
Zugleitbetriebs
Variante 2
Im Zuge der ohnehin
nötigen Instandsetzung
der gesamten Strecke ist
auch die Trassierung zu
optimieren. Mit diversen
Begradigungen und
Neutrassierungen (siehe
Abbildung 1), aber z.B.
auch mit dem Einbau von
schlankeren Weichen kann
der Betrieb beschleunigt
werden, und es können
wesentlich attraktivere
Fahrzeiten erreicht
werden. Der große
Aufwand, den diese
Veränderungen mit sich
bringen, relativiert
sich angesichts der
Tatsache, dass die
Strecke ohnehin saniert
werden muss, um einen
Weiterbetrieb zu
gewährleisten. Diese
Variante erlaubt einen
S-Bahn-ähnlichen
Verkehr, der die Straßen
durch seine
Attraktivität stark
entlasten könnte.
Im Detail sind folgende
Maßnahmen notwendig, um
den beschleunigten
Fahrplan fahren zu
können:
• Die Strecke zwischen
St. Pölten und Loich ist
teilweise zu begradigen
bzw. neu zu trassieren,
um in großen Abschnitten
eine
Höchstgeschwindigkeiten
zwischen 70 und 100 km/h
zu ermöglichen.
• Die Fahrzeit muss
dabei pro Richtung
zwischen St. Pölten und
Ober Grafendorf auf
unter 15 min gesenkt
werden und zwischen Ober
Grafendorf und Loich auf
unter 30 min.
• Zwischen Loich und
Winterbach muss die
Fahrzeit ebenfalls auf
unter 30 min gebracht
werden, wobei dies mit
relativ geringen
Linienverbesserungen
möglich ist.
• Um eine attraktive
Fahrzeit auf der
gesamten Strecke zu
erreichen, sind im
Bereich Winterbach –
Mariazell die zulässigen
Höchstgeschwindigkeiten
anzuheben, jedoch ist
dies für den
grundsätzlichen Fahrplan
und die Kreuzungen nicht
von großer Bedeutung.
• Die
Mindestgeschwindigkeit
auf der Strecke und in
Bahnhöfen darf 40 km/h
nicht unterschreiten.
Mit dem Einbau von
schlankeren Weichen in
den Bahnhöfen und der
Sanierung bzw.
Begradigung der engsten
Bögen ist dieses Ziel
erreichbar.
• Einführung des
signalisierten
Zugleitbetriebs
Da es einige Jahre
dauern würde, um die
Variante 2 umzusetzen,
kann die Strecke als
Übergangslösung in
ordnungsgemäßen Zustand
ohne Langsamfahrstellen
gebracht werden. Auf
dieser Infrastruktur ist
schon ein attraktiver
Fahrplan (Variante 1)
anzubieten.
Der heute aufwendige
Betrieb mit
Fahrdienstleitern in
jedem Kreuzungsbahnhof
ist auf eine Form des
signalisierten
Zugleitbetriebs
umzustellen. Damit kann
ein
Zugleit-Fahrdienstleiter
die gesamte Strecke
steuern. Bei Störungen
können zum Kreuzen auch
jene Bahnhöfe verwendet
werden, die heute nicht
besetzt sind und daher
für Kreuzungen nicht zur
Verfügung stehen. Da
es,´wenn das Angebot
ausgebaut wird, zu einer
sehr hohen Zugdichte
kommt, muss über eine
passende technische
Unterstützung
nachgedacht werden.
Solche Systeme sind in
unterschiedlichen Arten
schon bei mehreren
Eisenbahnen in
Österreich im Einsatz
(z.B. Linzer Lokalbahn,
Salzburger Lokalbahn,
Zillertalbahn, Pinzgauer
Lokalbahn…). Alle
Kreuzungsbahnhöfe – und
zwar auch jene, die für
Sonderfahrten oder auch
im Störungsfall benötigt
werden – sind mit
elektrischen Weichen
oder Rückfallweichen
auszustatten, wobei
Rückfallweichen als das
Minimum aufgefasst
werden müssen, da im
Zugleitbetrieb entlang
der Strecke kein
Bedienpersonal mehr
vorhanden ist. Es muss
auf jeden Fall ein
Zugsicherungssystem
eingeführt werden, das
beim unerlaubten
Überfahren von
Zuglaufmeldestellen
direkten Eingriff auf
die Fahrzeuge hat und
eine Zwangsbremsung
auslöst, um die
Sicherheit auf ein
entsprechendes Niveau zu
erhöhen. Diese
Betriebsform
gewährleistet, in
Zusammenhang mit einer
verbesserten
Infrastruktur, einen
wesentlich
wirtschaftlicheren,
zuverlässigeren und
damit für den Kunden
attraktiveren Betrieb
der gesamten Strecke.
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Abb. 1: Variante Neutrassierung Schwadorf – Ober Grafendorf (rot), Bestand (blau)
Quelle: Philipp Mackinger (eigene Darstellung in Google Earth) |
Fahrzeuge
Da zum
Erstellungszeitpunkt
dieser Arbeit noch
nichts über die vom Land
Niederösterreich
bestellten Fahrzeuge
bekannt war, wurde der
Fahrplan auf einem
theoretisch passenden
Fahrzeug aufgebaut. Im
Nachhinein hat sich
gezeigt, dass das
bestellte Fahrzeug
ziemlich genau dem in
dieser Arbeit
angenommenem Fahrzeug
entspricht und somit die
theoretischen Fahrzeiten
erreicht werden können.
Wenn man vom neu
entwickelten
Fahrplankonzept ausgeht,
das auf der Talstrecke
einen S-Bahn-ähnlichen
Verkehr mit kurzen
Wendezeiten vorsieht,
kommen nur spurtstarke
Triebwagen in Frage.
Diese können auch auf
der Bergstrecke und/oder
als Schlepptriebwagen
eingesetzt werden. Bei
der heutigen
Antriebstechnologie ist
auch die einzigartige
Stromversorgung der
Mariazeller Bahn kein
Problem.
Als Beispiel, wie ein
modernes für die
Mariazeller Bahn
passendes Fahrzeug
gestaltet sein könnte,
wird der dreiteilige
Triebwagen Allegra der
Rhätischen Bahn (RhB)
des Herstellers Stadler
herangezogen.
Dieser ist zwar nicht
1:1 übertragbar, weist
jedoch alle für die
Mariazeller Bahn nötigen
Eigenschaften auf. Für
die Fahrplanberechnung
wird ein ähnliches
Fahrzeug, jedoch mit
„nur“ ca. 1.000 kW
Leistung und einer
Höchstgeschwindigkeit
von 100 km/h angenommen.
Diese dem Vorbild
gegenüber geringere
Leistung ergibt sich aus
dem geringeren
Platzangebot für die
Fahrmotoren im
Drehgestell, da die
Spurweite statt 1.000 mm
auf der Rhätischen Bahn
nur 760 mm auf der
Mariazeller Bahn
aufweist. In der
Realität muss der
Triebwagen natürlich
noch an das
Lichtraumprofil der
Mariazeller Bahn
angepasst werden, was
aber bei
Neubaufahrzeugen kein
Problem darstellt. Die
Elektro-Triebwagen sind
mit niederflurigen
Einstiegen auszustatten,
wobei diese aber nicht
durchgehend stufenlos
begehbar sein müssen.
Somit ergibt sich die
Möglichkeit, dass
konventionelle
Drehgestelle eingebaut
werden können. Durch die
Abstimmung der
Anforderungen des
Allegra auf die
Pass-Strecke über den
Bernina ist das Fahrzeug
auch schon für den
harten Winterbetrieb auf
der Bergstrecke der
Mariazeller Bahn
konzipiert.
Beispielsweise besitzt
der Allegra zwei Schnee-
bzw. Bahnräumer je
Richtung, einen am
Wagenkasten und einen am
ersten Drehgestell.
Gegenüber dem Triebwagen
der Rhätischen Bahn sind
alle Türen als
Doppeltüren auszuführen,
da auf der Talstrecke im
S-Bahn-Verkehr mit
starkem Fahrgastwechsel
zu rechnen ist.
Im Fahrplan wird dieses
aus dem Allegra der
Rhätischen Bahn
abgeleitete Fahrzeug als
Allegra 760 bezeichnet.
Für einen attraktiven
Taktfahrplan + Reserven
sind ca. zehn Triebwagen
notwendig. Die genaue
Zahl ist davon abhängig,
wie viele Züge in
Doppeltraktion zu führen
sind. Nachstehende
Vorteile ergeben sich
auf Grund der neuen
einheitlichen
Fahrzeugflotte:
• hohe
Beschleunigungswerte
(ca. 1,0 m/s2, kürzere
Fahrzeiten)
• attraktives Aussehen
(einheitlich neues
Design)
• hoher Reisekomfort
(Laufruhe, Sitze,
Klimaanlage,…)
• niederflurige
Einstiege
• genügend Platz für ein
großzügiges
Mehrzweckabteil (z.B.
Fahrräder, …)
• automatische Kupplung
(vereinigen und trennen)
• einheitlicher Fuhrpark
für den Taktverkehr
(geringere
Wartungskosten)
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Variante 2, Tabellenfahrplan des gezeigten „schnellen“ Fahrplans von St. Pölten nach Mariazell inklusive der Gesamtfahrzeiten.
Quelle: Philipp Mackinger (eigene Darstellung) |
Fahrplan
Beide Varianten
sorgen für gute
Anschlüsse zwischen
Mariazeller Bahn und
Westbahn in beide
Richtungen, also nach
Linz und nach Wien.
Grundlage ist ein
Stundentakt nach
Laubenbachmühle und ein
Zwei-Stunden-Takt nach
Mariazell (jeder zweite
Zug wird von
Laubenbachmühle nach
Mariazell
weitergeführt).
Überlagert wird dieser
Stundentakt auf der
Talstrecke durch einen
Stundentakt nach
Wieselburg, woraus sich
im Abschnitt St. Pölten
– Ober Grafendorf ein
Halbstundentakt ergibt.
In beiden
Fahrplanentwürfen werden
auch Sonderzüge mit den
„Oldtimern“ Mh. 6 und
1099 eingeplant, um auch
weiterhin Sonderzüge
anbieten zu können.
Variante 1
Dieser Fahrplan baut auf
der aktuellen
Infrastruktur (jedoch in
perfektem Zustand, also
ohne Langsamfahrstellen)
und neuen spurtstarken
Elektrotriebwagen auf.
Ausgangslage ist der
Wunsch nach einem
Taktfahrplan auf der
gesamten Strecke mit
planmäßigen
Bedarfshalten in allen
Haltestellen und
Bahnhöfen.
In diesem Fahrplan
verlässt der erste Zug
St. Pölten um 05:40 Uhr
und der letzte um 20:40
Uhr. In Mariazell und in
Laubenbachmühle starten
die ersten Züge um 05:00
Uhr und die letzten um
19:00 Uhr. Die
Kreuzungen der Planzüge
finden im Alpenbahnhof,
in Ober Grafendorf,
Kirchberg an der Pielach,
Laubenbachmühle und
Gösing statt. Bei
Sonderfahrten wird
zusätzlich in Schwadorf,
Rabenstein N.Ö.,
Schwarzenbach an der
Pielach, Annaberg,
Wienerbruck-Josefsberg
und Winterbach gekreuzt.
Variante 2
Dieser Fahrplan baut auf
einer verbesserten und
ausgebauten
Infrastruktur mit
Streckenbegradigungen
und optimierten
Bahnhöfen mit höheren
Einfahrgeschwindigkeiten
auf. Der Hauptteil des
Ausbaus hat zwischen St.
Pölten und Loich zu
erfolgen, um Fahrzeiten
pro Richtung unter 30
min zwischen den
Kreuzungsbahnhöfen zu
erreichen. Alle
Ausbaumaßnahmen müssen
auf einem zuvor
festgelegten Fahrplan
aufbauen, da es auf
einer eingleisigen
Strecke nichts bringt,
wenn man einen Zug
beschleunigt, dieser
dann bei der nächsten
Kreuzung aber auf den
Gegenzug warten muss.
Auch hier sind starke
und moderne
Elektrotriebwagen die
Grundlage.
Ziel ist auch in dieser
Variante, einen
Taktfahrplan für die
gesamte Strecke zu
entwickeln, der das
Potenzial voll
ausschöpft. In diesem
Fahrplankonzept wird
auch davon ausgegangen,
dass jeder Halt ein
Bedarfshalt ist. Dies
ermöglicht kurze
Fahrzeiten trotz vieler
Haltestellen und
Bahnhöfe.
Beispielsweise würde die
Fahrzeit zwischen St.
Pölten und Kirchberg an
der Pielach gegenüber
der Variante 1 um 12 min
auf 37 min sinken. Diese
Fahrzeit ist jener auf
der Straße ebenbürtig.
Auch die Fahrzeit auf
der Gesamtstrecke nach
Mariazell ist mit 1 h 51
min attraktiv, vor
allem, wenn man den
Komfort der Reise auf
der Bahn
mitberücksichtigt.
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Fahrzeitvergleich zwischen den beiden neu entwickelten Fahrplänen und dem tatsächlichen aus dem Jahr 2010.
Quelle: Philipp Mackinger (eigene Darstellung) |
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2. Oktober 2010, Bhf. Mariazell.
Quelle: Archiv Regionale Schienen |
Die Abbildung 2 zeigt
jenen Abschnitt des
tabellarischen
Fahrplans, in dem die
Sonderzüge nach
Mariazell fahren.
Die Geschwindigkeit
wurde in den nötigen
Bereichen um jene
geschätzten Werte
erhöht, die nötig sind,
um die vorgegebenen
Fahrzeiten zwischen den
Kreuzungspunkten zu
erreichen. Diese
Geschwindigkeitsanhebungen
zeigen, wo Begradigungen
und Neutrassierungen
notwendig sind.
In diesem Fahrplan
verlässt der erste Zug
St. Pölten um 05:45 und
der letzte um 21:45. In
Mariazell startet der
erste Zug um 06:20 und
der letzte um 19:20,
wobei es möglich ist,
den Zwei-Stunden-Takt
von und nach Mariazell
um eine Stunde nach
vorne zu verschieben. In
Laubenbachmühle fährt
der erste Zug um 05:08
ab, und der letzte kommt
um 22:45 an. Die
Kreuzungen der Planzüge
finden in St. Pölten
Hbf. Mariazeller Bahn,
Ober Grafendorf, Loich
und Winterbach statt.
Bei Sonderfahrten wird
zusätzlich in
Schwadorf,Rabenstein N.Ö.,
Frankenfels,Puchenstuben
und Erlaufklause
gekreuzt.
Krumpe
Um im Nahbereich von St.
Pölten bis Ober
Grafendorf einen
attraktiven
Halbstundentakt zu
erreichen, bietet sich
die Überlagerung der
beiden Stundentakte
einerseits nach
Laubenbachmühle und
andererseits nach
Wieselburg an. Das
heißt, dass alle Züge,
die im Fahrplan von und
nach Ober Grafendorf
eingezeichnet sind,
entweder aus Wieselburg
kommen oder dorthin
fahren. Die
Kreuzungsbahnhöfe
zwischen St. Pölten und
Wieselburg sind Ober
Grafendorf und Mank bzw.
Ruprechtshofen, je
nachdem, in welchem
Zustand sich die
Infrastruktur befindet
und wie schnell gefahren
werden kann. Die
Fahrzeit Ober Grafendorf
– Wieselburg liegt bei
ca. einer Stunde bzw.
knapp darunter. Somit
ist es möglich, den
Stundentakt mit drei
Umläufen zu bewältigen.
Zusätzliche Angebote
Um das touristische
Potenzial noch mehr
nutzen zu können, sind
zusätzlich zu dem guten
Planzug-Angebot
weiterhin Sonderzüge mit
Nostalgiefahrzeugen
anzubieten. Damit können
unter anderem
Eisenbahnfans, Familien
usw. auf die Mariazeller
Bahn gebracht werden.
Es bietet sich an,
einmal wöchentlich
Dampfzugfahrten nach
Mariazell und ebenfalls
wöchentlich an einem
anderen Tag nach
Wieselburg zu führen.
Weiters sind
Sonderfahrten mit den
Altbauloks der Reihe
1099 nach Mariazell
möglich. Hier ist
darüber nachzudenken,
eine der Maschinen in
den Originalzustand der
NÖLB
(Niederösterreichische
Landesbahnen)
zurückzuversetzen, um
ein zusätzliches
„Schmankerl“ bieten zu
können. Ähnliche
Sonderzüge sind auch auf
der Krumpe mit
nostalgischen
Diesellokomotiven
möglich.
Schlussfolgerung
Die ausgearbeiteten
Fahrpläne zeigen, dass
die Mariazeller Bahn
sehr gut für einen
attraktiven Taktfahrplan
geeignet ist.Auf einer
„nur“ sanierten
Infrastruktur sind schon
heute die
Kreuzungsbahnhöfe genau
an den richtigen
Stellen, um einen
Taktfahrplan anbieten zu
können.
Weiters zeigt sich, dass
das Potenzial für einen
schnellen
S-Bahn-ähnlichen Verkehr
infrastrukturseitig
vorhanden ist.Wenn man
den Abschnitt St.Pölten
– Loich entsprechend
ausbaut, wird die Bahn
konkurrenzfähig und
hilft mit, die Straßen
zu entlasten.
Gleichzeitig wird die
Region für Touristen und
Pendler noch attraktiver
gestaltet. Zusätzlich
hat die Infrastruktur,
über den Taktfahrplan
hinaus, noch Kapazitäten
für touristische
Verkehre frei, welche
auch zu nutzen sind, um
das Potenzial der Bahn
voll auszuschöpfen. Auch
an Kooperationen mit den
hiesigen
Tourismusverbänden ist
zu denken. Andere
Schmalspurbahnen in
Österreich, wie z. B.
die Zillertalbahn und
die Pinzgauer Lokalbahn,
zeigen, wie man einen
für den Kunden
attraktiven Taktfahrplan
einführt, diesen
weiterentwickelt und die
Infrastruktur, darauf
abgestimmt, ausbaut. Die
Mariazeller Bahn hat das
Potenzial, in Verbindung
mit der Krumpe und in
Zusammenarbeit mit der
Region innerhalb der
nächsten fünf bis zehn
Jahre zu einer der
attraktivsten
Regionalbahnen
Österreichs zu werden.
Zum Autor |
Philipp Mackinger
ist in der Stadt Salzburg geboren
und aufgewachsen. In Bezug auf die Eisenbahn
von Anfang an „familiär vorbelastet“ (Anm.
d. Red.: Der Vater ist der Direktor der Salzburger
Lokalbahn), interessiert er sich schon seit seiner
Jugend für den Öffentlichen Verkehr und insbesondere
die Eisenbahn. Nach Absolvierung der HTL
studiert er derzeit Eisenbahn-Infrastrukturtechnik
an der FH St. Pölten. Dieser Artikel präsentiert die
Ergebnisse seiner ersten Bachelorarbeit. |
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