„Salzburger Lokalbahnen setzen auf
Expansion mit Augenmaß“
RS-Herausgeber Peter
Haibach im Gespräch
mit Vorstandsdirektor
Leonhard Schitter,
Salzburg AG
RS:
Herr Direktor Schitter,
warum engagiert sich die
Salzburg AG nicht nur in
Stadt und Land Salzburg,
sondern auch in Ober -
österreich für den
Öffentlichen Verkehr?
Schitter:
Verkehr ist grenzenlos.
Die Salzburg AG steht
für eine gewisse
Daseinsvorsorge:
Energie,
Telekommunikation,
Wasser und eben Verkehr.
Wir sind verantwortlich,
dass Öffentlicher
Verkehr funktioniert,
und übernehmen aus
Überzeugung diese
zentrale Funktion.
RS:
Wie lässt sich der
Erfolg der Salzburg AG
im Mobilitätsbereich
erklären?
Schitter:
Der Erfolg lässt sich
einerseits aus der
Kontinuität und
Konzentration der Kräfte
erklären, die meine
Vorgänger durch das
Zusammenführen von
Stadtwerke und SAFE
erreicht haben. Dabei
war der Verkehrsbereich
immer ein wesentliches
Anliegen. Und
andererseits durch die
stetige Attraktivierung
des Angebots und
hervorragender
Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die jeden
Tag ihr Bestes geben.
RS:
Jüngst wurde eine
Dachmarke „Salzburger
Lokalbahnen“ geschaffen.
Was waren die
Überlegungen dafür?
Schitter:
Die breite Palette der
Handlungsfelder der
Salzburg AG von StadtBus,
Salzburger Lokalbahn,
SchafbergBahn,
WolfgangseeSchifffahrt,
Pinzgauer Lokalbahn,
FestungsBahn,
BerchtesgadenerLandBahn,
die je mit einem eigenen
Logo auftraten, galt es
erkennbar zu einer
Dachmarke „Salzburger
Lokalbahnen“
zusammenzuführen.
RS:
Dabei wurde auch der „StadtBus“
zum „Obus“?
Schitter: Die
Bezeichnung „Obus“ ist
in der Bevölkerung stark
verwurzelt, die Marke „StadtBus“
ist in Wirklichkeit nie
angekommen. Wir
versprechen uns davon
eine
Identitätssteigerung.
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RS-Herausgeber Peter Haibach (links) im Gespräch mit Vorstandsdirektor
Leonhard Schitter (rechts).
Foto: Christa
Schlager |
RS:
Die E-Mobilität ist
Salzburg seit
Jahrzehnten durch den
Obus gegeben. Die
Geschichte bestätigt,
dass die Salzburg AG
damit eine
Vorreiterrolle
übernommen hat. Wie
beurteilen Sie die
Entwicklung?
Schitter:
Da gibt es ein klares
Bekenntnis zum
Obus-Betrieb
dahingehend, ihn weiter
auszubauen und das
Angebot noch zu
verbessern. Der Trend in
Richtung E-Mobilität und
die steigenden
Spritpreise geben uns
dabei Recht. Salzburg
hat sich international
als die Obus-Hauptstadt
Europas positioniert.
RS:
Soll der Einsatz von
Gas- oder Hybridbussen
verstärkt werden?
Schitter:
Die Salzburg AG ist mit
49 % am Busunternehmen
ALBUS beteiligt. Dort
sollen verstärkt
Gasbusse statt
Dieselbussen eingesetzt
werden, unabhängig vom
Obus-Betrieb.
RS:
Wie ist das Engagement
der Salzburg AG für
E-Autos zu sehen?
Schitter:
Wir wollen
Innovationstreiber sein
und innovative Prozesse
einleiten, wie z. B.
durch das „Smart-Grid-Projekt“
in Köstendorf. Dort
sollen Haushalte ihren
Solarstrom erzeugen und
damit ihre E-Autos
betreiben. An die
Errichtung von
flächendeckenden
Tankstellen ist dabei
nicht gedacht. Wichtig
ist, dass die
umweltfreundliche
Mobilität gefördert
wird. Der Strom für die
E-Autos und E-Räder
kommt zu 100% aus
erneuerbaren Energien.
RS:
Der Obus wäre für
Salzburg derzeit die
„leistbare Stadtbahn“,
die allerdings häufig im
Stau steht. Wären da
nicht durchgehende
Busspuren die Lösung?
Schitter:
Die Akzeptanz
durchgehender Busspuren
wäre total wichtig. Sie
sind aber nur ein Mittel
von vielen, um die
Durchlässigkeit zu
erhöhen. Zusätzlich
wollen wir neue
Doppelgelenk- Obusse mit
höherer Kapazität
einsetzen. Diese – sie
sind 25 m lang im
Gegensatz zu den
normalen Gelenkbussen
von 18 m Länge – sollen
auf der Obus-Linie 3
eingesetzt werden.
Dadurch erhöht sich die
Kapazität von 120 auf
200 Personen, ohne
wesentliche bauliche
Maßnahmen setzen zu
müssen.
RS:
Könnte die Salzburg AG
als Leitbetrieb von der
Politik nicht mehr
Unterstützung für neue
Busspuren einfordern?
Schitter:
Der Obus-Betrieb genießt
eine hohe Akzeptanz bei
allen Parteien. Die
Stadt Salzburg nimmt für
den Ausbau und
Attraktivierung, wie bei
den Obus-Linien 8 und
10, viel Geld in die
Hand.
RS:
Ist die Ausweitung des
Obus-Betriebes über die
Stadtgrenzen hinaus für
Sie ein Thema? Wenn ja,
welche Projekte planen
Sie?
Schitter:
Selbstverständlich, ja.
Der Obus fährt ja schon
nach Wals, Elsbethen,
Mayrwies. Die
Machbarkeitsstudie für
eine Linienverlängerung
nach Esch-Hallwang liegt
vor und wurde positiv
bewertet. Es ist mit
zusätzlich jährlich
70.000 Fahrgästen zu
rechnen. Mit zwei
zusätzlichen Fahrzeugen
und der Errichtung der
Infrastruktur könnte
diese Verlängerung
bewerkstelligt werden.
Die Finanzierungsfragen
sind nun zu klären.
RS:
Die Weiterführung der
Lokalbahn durch die
Stadt in den Süden wird
von den Fahrgästen seit
Jahrzehnten gefordert.
Wann kommt sie?
Schitter:
Als ersten Schritt macht
eine Weiterführung der
Lokalbahn bis zum
Mirabellplatz jedenfalls
Sinn. Die Lokalbahn -
gleise reichen bereits
bis zum Kieselgebäude,
der Mirabellplatz ist
nur noch 600 bis 700 m
davon entfernt. Damit
könnten sowohl die linke
als auch die rechte
Altstadt bereits
fußläufig erreicht
werden. Eine
Arbeitsgruppe arbeitet
bereits an der Prüfung.
Die Finanzierung ist
zwischen Bund, Land und
Stadt zu verhandeln.
RS:
Derzeit wird auf
EU-Ebene das 4.
Eisenbahnpaket
verhandelt. Darin ist
vorgesehen, dass auch
die innerstädtischen
Verkehre – Busse und
Bahnen – verpflichtend
ausgeschrieben werden
sollen. Ist die Salzburg
AG darauf vorbereitet?
Schitter:
Die Salzburg AG ist ein
effizient arbeitender
Betrieb, der keine
Konkurrenz zu scheuen
braucht. Ein gesunder
Wettbewerb kann auch
belebend wirken, wie am
Beispiel der beiden
Bahnbetreiber ÖBB und
WESTbahn deutlich wird.
Das „Auftauchen“ des
neuen Konkurrenten
WESTbahn hat auch die
ÖBB beflügelt. Wir haben
aber gezeigt, dass wir
unsere Aufgaben sehr gut
machen, und ich glaube,
man muss auch nicht
immer versuchen, bestens
funktionierende Systeme
in Frage zu stellen.
RS:
Die Salzburg AG hat es
verstanden, auch im
nationalen und
internationalen
Güterverkehr ein
Standbein zu entwickeln.
Die RailCargo hat ihren
Güterverkehr in der
Fläche weiter
eingeschränkt: Wie wirkt
sich das auf denjenigen
der Salzburger Lokalbahn
aus? Kann die Lokalbahn
ihren Marktanteil
erhöhen?
Schitter:
Die Salzburger
Lokalbahnen haben 2011
ca. 2,2 Millionen Tonnen
Güter transportiert. Es
ist richtig, dass sich
die ÖBB aus der Fläche
zurückziehen. Wir
versuchen, Synergien
durch Kooperationen mit
RailCargo zu finden,
auch DB Schenker hat
durch ein Anschlussgleis
in Bergheim ihre
Bereitschaft zum
Bahntransport
manifestiert. Ziel der
Salzburg AG ist es, den
Güterverkehr mit
Augenmaß weiter
auszubauen.
RS:
Was ist künftig von der
Salzburg AG als größtem
Mobilitäts anbieter des
Landes zu erwarten?
Schitter:
Wir wollen das Angebot
im Öffentlichen Verkehr
weiter ausbauen und
attraktivieren und für
unsere ca. 50 Millionen
Fahrgäste jährlich den
Komfort erhöhen. Dabei
wissen wir die
handelnden Politiker von
Stadt und Land als
verlässliche Partner.
RS:
Herr Direktor Schitter,
wir danken für das
Gespräch und halten
fest, dass die Fahrgäste
von Bahn und Bus
weiterhin auf die
Salzburg AG bauen
können.
Zur Person:
Leonhard
Schitter |
Dr.
Leonhard Schitter
Jahrgang 1967,
verheiratet; zwei Kinder
Studium der
Rechtswissen- schaften
an der Universität
Salzburg, Promotion
November 1994
1992 – 1993
Rechtspraktikum am BG
Hallein und LG Salzburg
1993 – 1994 Emco Maier
GmbH, Hallein
1994 – 1999 Büro LH Dr.
Hans Katschthaler und LH
Dr. Franz Schausberger,
Salzburg, Sekretär
1999 M. Kaindl
Holzindustrie KG, Wals
2000 – 2011 M. Kaindl,
Holzindustrie KG,
Geschäftsführung, sowie
Geschäftsführung in
zahlreichen weiteren
Unternehmen der Kaindl
Gruppe Österreich
Seit 2012 Salzburg AG –
Vorstand
Weitere Funktionen
• Delegierter zum
Wirtschaftsparlament für
die Sparte Industrie,
Wirtschaftskammer
Salzburg
• Vorstand der
Industriellenvereinigung,
Landesgruppe Salzburg
• Mitglied im
energiepolitischen
Ausschuss der
österreichischen
Industriellenvereinigung
• Aufsichtsrat der
Fachhochschule Salzburg
GmbH |
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