70 Jahre Obus in der
Stahlstadt Linz
Fortschrittliche
Obus-Flotte
ausgeschrieben
von
Thomas Feichtinger,
RS-Redakteur
Vor 70 Jahren, exakt am
15. Mai 1944, wurde die
erste Obuslinie der
Stadt Linz in Betrieb
genommen – ohne
besondere
Feierlichkeiten. Es war
dies die 8,2 km lange
Strecke Hessenplatz –
St. Martin (heute Teil
der Linie 43). Der
Treibstoffmangel ließ
den elektrischen Antrieb
im Stadtverkehr
besonders attraktiv
erscheinen, konnte doch
der benötigte Strom
großteils aus heimischer
Wasserkraft bezogen
werden.
Titelbild:
Seit 2000 sind
die 18 Meter langen
Gelenk-Obusse von
Volvo/Kiepe auf den
Linzer Straßen
anzutreffen. Hier
verlässt soeben Wagen
212 die Blockumfahrung
Froschberg. Interessant:
der Doppelausleger-Mast. © Foto:
Thomas
Feichtinger
Da die bestellten
Henschel-Obusse wegen
der Kriegsereignisse
nicht geliefert werden
konnten, nahm die ESG (Elektrizitätsund
Straßenbahngesellschaft
Linz) mit
Gebraucht-Obussen aus
Italien (Mailand bzw.
Rom) den Betrieb auf.
Durch die rasante
Bevölkerungszunahme
entstanden in der Folge
neue Wohnsiedlungen, die
durch neue Obuslinien
erschlossen wurden.
Nach der Behebung der
meisten Kriegsschäden
folgte bereits 1949 die
zweite Obuslinie vom
Froschberg zur
Garnisonstraße. Der
Froschberg mit seiner
zehnprozentigen Steigung
bot ein ideales Terrain
für diese neue Linie,
die vorwiegend mit den
damals nagelneuen „Gräf
& Stift EO I“ bedient
wurde.
1959 konnte dann eine
590 Meter lange
Obus-Anbindung von der
Salzburger Straße zum
neuen Wohnbaugebiet „Neupeint“
geschaffen werden. Die
Wagen fuhren somit
abwechselnd vom
Hessenplatz nach St.
Martin bzw. zur neuen
Endstation „Neupeint“.
1960 begann in Linz die
Ära der Gelenk-Obusse,
sodass nach und nach die
Anhängerzüge aus dem
Verkehr gezogen wurden.
Der – bereits auf dem
Gebiet der Nachbarstadt
Traun liegende – Linzer
Stadtfriedhof erhielt
1963 einen
Obus-Anschluss. Dazu
musste die Fahrleitung
auf der Salzburger
Straße von St. Martin um
ca. 1.200 Meter
verlängert werden.
|
Die Obusse 41 –
47 erhielten
1968 für den
schaffnerlosen
Betrieb eine
neue Stirnfront
mit doppelter
Einstiegstür.
Obus 47 quert an
der
Goethekreuzung
die
Straßenbahngleise.
© Foto: Horst
Schaffer |
Bereits 1965 begann der
Einmann-Betrieb auf den
Solo-Obussen, ab 1971
baute man auch die
Gelenkwagen auf den
schaffnerlosen Betrieb
um. Zuvor jedoch
stattete man die
Haltestellen mit
Fahrschein-Automaten
aus, um die
Haltestellen-Aufenthalte
gering zu halten.
1982 übersiedelten
Obus-Wartung und
-Garagierung zum
Autobusbetriebshof
Westbahnstraße. Dazu
mussten für die Zufahrt
sowie im neuen
Betriebsgelände
Fahrleitungen errichtet
werden. Die Remise St.
Martin wurde
geschlossen.
Die bisher jüngste, zur
Gänze neu errichtete
Obuslinie von Linz ist
1991 eröffnet worden.
Die Linie 21 (heute 46)
folgt auf ihrer Strecke
Hauptbahnhof – Hafen
teilweise der 1968
eingestellten
Straßenbahnlinie M.
|
Mit dieser 18
Meter langen
Obustype „Gräf &
Stift EO I“
begann in Linz
1960 die
Gelenk-Obus-Ära.
Die 11 Wagen
umfassende
Flotte war bis
1984 in Betrieb,
sieben davon
hatten danach
ein „zweites
Leben“ in Sofia.
© Foto: Sammlung
G. Mackinger |
1996 erfolgte die
Einstellung des
Streckenstücks
Salzburger Straße –
Neupeint, sodass die
Linie 41 nur noch mit
Autobussen bedient
werden konnte.
Die 1998 getätigte
Bestellung von 19
Niederflur-Obussen
„Volvo/Kiepe“ gab dem
Obusbetrieb wieder
Aufschwung, sodass 1999
mit der
Re-Elektrifizierung des
Streckenabschnittes nach
Neupeint sowie der
Verlängerung bis
Baintwiese begonnen
werden konnte.
|
Beginn mit
„Italienern“:
Obus 2 (Stanga,
ex Mailand 340)
mit Anhänger A2
auf der
Abstellspur auf
dem Hessenplatz.
Dahinter: Wagen
4 desselben
Herstellers mit
1954 erhaltenem
neuem
Wagenkasten.
© Foto: Sammlung
G. Mackinger |
Seit Herbst 2000
bedienen die nun als
Linz AG Linien
firmierenden
Verkehrsbetriebe die
Linie 41 wieder mit
Obussen. Die zuletzt
durch die Goethestraße
führende Obuslinie 45
verkehrt seit 2002
(gemeinsam mit der Linie
46) durch die Achse
Mozartstraße. Eine neu
elektrifizierte
Verbindungsstrecke führt
durch das Areal des
Allgemeinen
Krankenhauses. Die
Obusstrecke durch die
Goethestraße ist aber
nach wie vor für
Umleitungen oder
Sonderfahrten nutzbar.
Außerdem fährt nun der
46er auf den Froschberg,
und der 45er wendet am
Hauptbahnhof (außer im
Abendverkehr).
Heute besteht das
Obusnetz der Linz Linien
AG aus folgenden vier
Linien:
-
41 (vormals
O1): Hessenplatz –
Baintwiese
-
43:
Hessenplatz –
Stadtfriedhof Linz
-
45 (vormals
20, O2):
(Froschberg) –
Hauptbahnhof –
Stieglbauernstraße
-
46 (vormals
21): Froschberg –
Hafen
|
Zum Vergrößern
Bild anklicken!
© Skizze: Thomas
Feichtinger |
Somit ist der Linzer
Obusbetrieb mit 28,3 km
Linienlänge und 13,4
Millionen
Fahrgästen/Jahr der
zweitgrößte in
Österreich – hinter
Salzburg.
Derzeit bereiten die
Linz Linien AG eine
Neu-Ausschreibung der
Obus-Flotte vor.
Das Ziel ist es, ab 2016
die ersten Neufahrzeuge
zu erhalten. Weiters ist
auch die ca. 1,3 km
lange Obus-Neubaustrecke
vom Stadtfriedhof Süd
weiter nach Traun (mit
Anbindung an die
Straßenbahnlinie 3)
geplant.
zurück zum Seitenanfang |