Verlängerung der
Salzburger Lokalbahn
nach Ostermiething
von Dipl.-Ing. Peter
Brandl, Salzburger
Lokalbahn SLB
Die Salzburger Lokalbahn
SLB ist weit über die
Grenzen des Bundeslandes
Salzburg bekannt. Die
Gründe dafür sind
vielseitig und
überzeugend:
konsequenter
Taktfahrplan, bester
Service mit
schaffnerbesetzten
Triebwagen, stetiger
Fahrgastzuwachs auf
höchstem Niveau,
erheblicher Güterverkehr
und nicht zuletzt oder
vielleicht gerade
deshalb eine regionale
Identifikation, welche
ihresgleichen sucht.
Historische Entwicklung
1886 fuhr erstmals die
Salzburger Lokalbahn –
damals als Dampftramway
– durch die Stadt
Salzburg bzw. bis zur
Staats- grenze nach St.
Leonhard im Süden. 1892
ging der Streckenast
nach Salzburg-Parsch in
Betrieb, vier Jahre
später erreicht die
Nordlinie
Lamprechtshausen. 1907
folgte die Erweiterung
der Strecke auf
bayrischer Seite bis
Berchtesgaden, zwei
Jahre später bis
Königssee, wodurch eine
beachtliche Gesamtlänge
der mit Gleichstrom
betriebenen Strecke von
57,5 Kilometer erreicht
war.
Die politischen Wirren Mitte der
30er-Jahre setzten dem Erfolg der Lokalbahn aber ein Ende.
Wurde 1938 bereits der Abschnitt St. Leonhard –
Berchtesgaden abgetragen, so ließ nach dem Zweiten Weltkrieg
bei zunehmender Betonung des Kraftwagenverkehrs die
Bereitschaft zu Investitionen für Bahnanlagen noch weiter
nach. Trotz vehementen Protest, von Fahrgästen und
Güterkunden wurde der Betrieb auf der Südlinie durch die
Stadt Salzburg Ende Oktober 1953 eingestellt. 1965 war das
Ende der Königsseebahn besiegelt.
Bürmoos – Trimmelkam
Auch der Nordlinie nach Lamprechtshausen wurde keine
große Zukunft vorausgesagt. Das Fahrgastaufkommen reduzierte
sich damals auf den verbliebenen 25 Kilometern um rund drei
Millionen Fahrgäste auf 1,6 Millionen. Als Rettung dieser
Bahnlinie erwies sich letztendlich der
Salzach-Kohlen-Bergbau, welcher in den Nachkriegsjahren im
oberösterreichischen Trimmelkam erschlossen wurde.
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Die Strecke
Bürmoos –
Trimmelkam
heute: moderne
Fahrzeuge,
modernisierte
Strecke und
attraktives
Angebot.
Triebwagen 55
und 58 kreuzen
einander in der
Haltestelle
Riedersbach
Quelle: SLB
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Um das „schwarze Gold“ auch rationell abtransportieren zu
können, begann 1949 der Bau einer neuen 9 Kilometer langen
Lokalbahnstrecke zwischen Bürmoos und der Kohlengrube in
Trimmelkam. Über Jahrzehnte sollte es der letzte Neubau
einer Eisenbahn- strecke in Österreich bleiben. Der
Güterverkehr wurde 1951 aufgenommen; ein Jahr später wurde
vom Betreiber der Schleppbahn – damals Stern & Hafferl –
auch der Personenverkehr eingeführt.
Anfang der 90er-Jahre drohte die
Stilllegung der Kohlengrube in Trimmelkam auch den Verkehr
auf der Anschlussbahn zu gefährden. Damit wäre der Lokalbahn
nicht nur ein erheblicher Teil an Fahrgästen, sondern vor
allem an Güterverkehr verloren gegangen. Durch das
kalorische Kraftwerk in Trimmelkam und die Übernahme der
Zweiglinie 1994 durch die Salzburger Lokalbahn konnte eine
Stilllegung der Bahn abgewendet werden.
Ausbau der Zweiglinie
Richtung Norden
Während die Verlängerung der Lokalbahn von
Lamprechtshausen Richtung Norden in früherer Zeit immer
wieder ins Gespräch kam, war eine Streckenerweiterung über
Trimmelkam hinaus anfänglich nie ein Thema. Der wesentliche
Zielpunkt der Bahn waren der Kohlebergbau in Trimmelkam bzw.
nach dessen Stilllegung das kalorische Kraftwerk in
Riedersbach. Mit der Modernisierung der Bahn, einem
konsequenten Taktfahrplan (Stunden-Takt mit teilweiser
Halbstundenverdichtung) und elf täglichen Eilzügen direkt
von/bis in die Landeshauptstadt Salzburg stieg die Nachfrage
auf der Zweiglinie S11 konsequent an. So kommt es vor allem
von der Gemeinde Ostermiething mit fast 3.000 Einwohnern
zunehmend zu Begehrlichkeiten, an dieses überregionale
Schienennetz angeschlossen zu werden.
Eine erste Studie zur
Verlängerung wurde bereits 1992 erstellt. Die grundsätzliche
Idee war, in einem ersten Schritt ein Schleppgleis für den
Güterverkehr zu errichten, um ein mögliches Gewerbegebiet
erschließen zu können. Erst im zweiten Schritt sollte auch
Personenverkehr umgesetzt werden. Gerade aber der
Personenverkehr ist im Bereich Ostermiething ein
maßgeblicher Verlängerungsgrund.
In den letzten Jahren wurde
daher die Idee der Verlängerung wie- der aufgegriffen. Der
im Jahre 2000 neu errichtete Endbahnhof Trimmelkam – welcher
als kombinierte Bahnhofs- bzw. Wagen- halle konzipiert ist –
wurde bereits bautechnisch so ausgeführt, dass eine
Verlängerung der beiden Bahnhofsgleise Richtung Norden
leicht zu realisieren ist. Nach Querung der Straße führt die
eingleisige Strecke entlang der Geländekante in Richtung
Nord- Nord/West. Nach ca. 1,1 Kilometer Neubaustrecke ergibt
sich die Möglichkeit einer Haltestelle. Nach insgesamt 2,5
Kilometern ist die neue, zweigleisige Endstation
Ostermiething erreicht.
Die Strecke soll mit der bei der
SLB üblichen Fahrleitung für 1.000 Volt Gleichstrom
ausgerüstet werden. Das Signalsystem für den signalisierten
Zugleitbetrieb, welches 2008/2009 auf der Zweiglinie Bürmoos
– Trimmelkam errichtet wird, soll bis Ostermiething
erweitert werden.
Weiterführung nach Bayern
Im Zuge der Planungen zur Verlängerung nach
Ostermiething stellte sich die Frage nach der Lage des
Endbahnhofes. Sollte die Station möglichst direkt in die
Ortsmitte führen, oder macht es Sinn, die Option einer
weiteren Verlängerung offen zu halten?
Salzburg, Oberösterreich und
Bayern ließen in einer groß angelegten Untersuchung Chancen
und Möglichkeiten für die Region untersuchen. Dabei
erstreckte sich das Planungsgebiet bis nach Burghausen,
womit ein Fahrgastpotenzial von 25.000 Ein- wohnern
erschlossen werden könnte. Obendrein ist gerade in
Burghausen ein erhebliches Güterpotenztial zu erwarten.
Immerhin passieren 5,7 Millionen Tonnen Güter jährlich die
Tore der Firmen im „bayrischen Chemiedreieck“.
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Mit einer
Lokalbahnverlängerung
von
Ostermiething
über Tittmoning
nach Burghausen
lassen sich über
20.000 Einwohner
erschließen
Quelle: SLB,
Besch+Partner
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In der Untersuchung wurden fünf
Lösungsvarianten ausgearbeitet. Die Varianten V1
(Ostermiething – Tarsdorf – Burghausen Nord) und V3
(Ostermiething – Tittmoning – Burghausen), welche die
meisten Verkehrsteilnehmer erreichen, wurden vertieft
analysiert und bewertet.
Variante 1 verläuft fast
ausschließlich auf oberösterreichischem Gebiet. Sie folgt
der Landesstrasse 501 und schließt den Bahnhof von
Burghausen über die neuen Stationen Tarsdorf, Duttendorf und
Burghausen-Industriezone von Osten her an die SLB an. Sie
ist 18,3 Kilometer lang und verläuft großteils in
vergleichsweise günstigem Gelände. Markant ist eine hohe und
lange Talbrücke nordöstlich von Burghausen zur Überquerung
der Salzach.
Variante 3 führt von
Ostermiething nach Tittmoning und dort auf bayrischem Gebiet
von Südwesten her nach Burghausen. Westlich von Tittmoning
schließt die Bahn an die DB-Strecke Mühldorf – Garching –
Freilassing an, und ab Pirach wird die DB-Strecke zum
Bahnhof Burghausen mitbenutzt. Die Variante 3 ist mit 26,5
Kilometer deutlich länger als Variante 1, hätte aber auch
mehr neue Bahnhöfe: Döstling, Simling, Tittmoning, Mühlham,
Asten und Burghausen-West.
Die Verlängerung über bayrisches
Gebiet erschließt 15 % mehr Einwohner, als bisher an der SLB
leben. Sie würde ein öffentliches Verkehrsangebot schaffen,
welches es bisher nicht gibt. So- wohl für den Pendler- als
auch für Freizeit- und Tourismusver- kehr bietet die
Variante 3 deutliche Vorteile.
Für den Güterverkehr ist in
erster Linie die Erschließung der Industriegebiete
Burghausen/Burgkirchen Richtung Süden interessant.
Allerdings muss sich auch die Salzburger Lokalbahn in einem
lebhaften, freien Wettbewerb mit Konkurrenten auf Schiene
und Straße behaupten. Gleichzeitig ist es fraglich, ob es
sinnvoll und gewollt ist, die Lokalbahnstrecke im nördlichen
Flachgau als Transitroute für Güterzüge zu nutzen.
Erhebliche Steigungen, maximale Zuglängen von 400 Meter und
Kapazitätsengpässe durch den dichten Personenverkehr
sprechen gegen eine umfangreiche Nutzung im
Güterfernverkehr.
Die Studie kommt zum Schluss,
dass eine Verlängerung der Salzburger Lokalbahn über
Ostermiething hinaus technisch und umweltseitig – wenn auch
mit nicht unerheblichen Hindernissen – machbar sowie
wirtschaftlich und raumplanerisch sinn- voll ist. Die
Kapitalkosten der Investition lassen sich – wie bei den
meisten Bahnprojekten – allerdings nicht decken.
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Variantenuntersuchung
mehrerer
Möglichkeiten
zur Verbindung
von
Ostermiething
und Burghausen
Foto:
Quelle: SLB,
Besch+Partner
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Verlängerung bis
Ostermiething
In einer abschließenden Diskussion mit Fachleuten,
Politikern und Gutachtern wurde zwar eine Weiterführung der
Lokalbahn über Ostermiething hinaus vorerst ausgeschlossen.
Man war sich aber einhellig einig, dass die Verlängerung der
Strecke Bürmoos – Trimmelkam nach Ostermiething auf jeden
Fall sinnvoll und notwendig ist. Dementsprechend wurde vom
Land Oberösterreich ein Planungsauftrag erteilt, wobei auch
der Bund beteiligt ist. Die Fachleute prüfen somit derzeit
die optimale Linienführung und legen die notwendigen
Baumaßnahmen in der Detailplanung fest.
Somit darf für 2013 die
Eröffnung der Verlängerung der Lokalbahn um 2,5 Kilometer
nach Ostermiething erwartet werden. Und vielleicht
profitiert dann das Oberinnviertel gleich doppelt, wird doch
derzeit auf Bundesebene über die Verlängerung der Salzburger
Lokalbahn in die Salzburger Innenstadt als unterirdische
Stadtbahn verhandelt.
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