Städte als attraktive
Lebensräume
Das RS-Thema
mit Beiträgen von
Hermann KNOFLACHER,
Richard FUCHS und
Manfred VOHLA
koordiniert von
Peter HAIBACH, Regionale
Schienen
Attraktive Städte mit
hoher Lebensqualität
zeichnen sich durch
einen ansprechenden
elektrischen Nahverkehr
aus, wobei es darauf
ankommt, die
Gegebenheiten der
jeweiligen Stadt mit der
Finanzkraft der Kommune
in Einklang zu bringen:
Die Palette reicht von
RegionalStadtbahnen über
Straßenbahnen, U-Bahnen,
Trolleybus-Systemen oder
neue Ansätze wie
Monorailsystemen. Im
Thema dieser Ausgabe
wird diese
Herausforderung
angerissen, bei den
7. Internationalen
Salzburger Verkehrstagen
sollen „Zukunftssysteme
für attraktive Städte“
präsentiert und
diskutiert werden.
Wie viel und
welchen Öffentlichen
Nahverkehr
braucht die moderne
Stadt?
von Hermann
KNOFLACHER
Vorbemerkung
Die Schwierigkeit in der
Behandlung dieses Themas
ergibt sich durch das
Adjektiv „modern“.
Handelt es sich dabei um
den Umbruch in allen
Bereichen gegenüber der
so genannten „alten“
Stadt? Was versteht man
unter „alter Stadt“? Ist
es die historische Stadt
vor Einführung
technischer
Verkehrssysteme, wo es
auch schon öffentlichen
Personennahverkehr gab?
Handelt es sich um eine
Stadt, die in der
zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, oder eine
solche, die nach den
Vorstellungen der Charta
von Athen erbaut wurde?
In dieser Zeit war das
Auto bestimmender
Maßstab der Stadt und
Ausdruck der so
genannten Moderne.
Versteht man unter der
„modernen Stadt“ eine
soziale, bauliche und
kulturelle Struktur, die
sich auch für ein
menschliches
Zusammenleben nach dem
Ende des fossilen
Zeitalters der
vergangenen zwei
Jahrhunderte eignet?
Ich gehe davon aus, dass
man unter „moderner
Stadt“ eine Stadt
verstehen will, die für
die Menschen einen
nachhaltigen Lebensraum
bieten kann und in der
Lage ist, Form und
Funktion weitgehend
selbst zu bestimmen und
nicht wie die
autoorientierte Stadt
fast völlig
fremdbestimmt zu
sein.Unter diesen
Randbedingungen kann man
sich der Frage nähern:
„Wie viel und welchen
Öffentlichen
Personennahverkehr
braucht die moderne
Stadt“?
Grundlagen
Die Auflösung der Städte
in der Fläche erfolgte
im letzten Jahrhundert
in erster Linie durch
das Auto. In Unkenntnis
des Systemverhaltens
wurden von Stadt- und
Verkehrsplanern
Randbedingungen
geschaffen, die perfekt
auf das Auto
zugeschnitten und damit
zum Nachteil für alle
anderen Verkehrsarten
waren. Zum Unterschied
von den amerikanischen
Städten entwickelten
sich die Städte in
Europa im 19.
Jahrhundert in
Abstimmung mit den neuen
technischen
Verkehrsmitteln
„Eisenbahn und
Straßenbahn“ mit
vorwiegend elektrischer
Traktion. In den großen
Metropolen begann man
schon in der zweiten
Hälfte des 19.
Jahrhunderts mit dem Bau
von U-Bahnen. Diese
konnten, weil die
Rücksichtnahme auf die
oberflächliche
Siedlungsstruktur nicht
mehr so gegeben war,
entsprechend zügig
trassiert werden.
Bis zum dritten Viertel
des 20. Jahrhunderts
glaubte man im
Verkehrswesen, man könne
durch hohe
Geschwindigkeiten Zeit
sparen. Man erkannte
nicht die Wirkung
schneller technischer
Verkehrssysteme auf die
Raum- und
Siedlungsstrukturen. Mit
dem Aufkommen des Autos
und der allgemeinen
Motorisierung machte
sich der Glaube breit,
die Mobilität würde
durch das Auto
wachsen,weil die Zahl
der Fahrten mit diesem
annähernd proportional
stieg. Die verheerenden
Wirkungen auf
Stadtstruktur und
Stadtwirtschaft wurden
leider erst viel später
erkannt. Denn die
Wirkung des
Verkehrssystems ist eine
andere als der Eindruck,
den sie dem einzelnen
vermittelt.
Es gibt nämlich keine
Zeiteinsparung durch
Geschwindigkeitserhöhung,
wie man heute weiß.
Steigt die
Geschwindigkeit, nehmen
nur die Weglängen zu,
weil sich die Strukturen
– insbesondere die
städtischen – ändern.
Dies erfolgte bereits
durch die Eisenbahn,
wurde aber flächenmäßig
erst mit dem Auto
möglich. Entscheidend
für diese Zersiedlung
und damit für den
Niedergang des
öffentlichen
Personennahverkehrs sind
die bestehenden
Bauordnungen, die im
Wesentlichen alle auf
die Reichsgaragenordnung
1939 zurückzuführen
sind.
Der Parkplatz entspricht
in der Funktion
technischer
Verkehrssysteme der
Haltestelle des
Öffentlichen Verkehrs.
Die Bauordnungen
schreiben bei jedem
Objekt Parkplätze vor,
nicht hingegen
Haltestellen. Damit
entsteht eine
grundlegende
Marktverfälschung
zwischen Autoverkehr und
ÖPNV, die durch keine
der Maßnahmen, die heute
diskutiert werden, auch
nur annähernd
kompensiert werden kann.
Unter diesen Bedingungen
erfolgt eine
Zersiedelung zunächst
durch die Wohnfunktion,
weil die Grundstücke im
Umland billiger sind als
in der Stadt bei
gleichzeitiger
Konzentration
wirtschaftlicher
Aktivitäten –
insbesondere des Handels
in so genannten
Supermärkten fernab des
Öffentlichen Verkehrs
und gut erreichbar mit
dem Auto. Den parallel
dazu stattfindenden
Zerstörungs- und
Verfallsprozess der
lokalen Gewerbe- und
Handelsbetriebe hat man
zum Teil bis heute nicht
begriffen, weil dieser
direkt mit dem Entstehen
der autoorientierten
Shoppingcenter
zusammenhängt. Ähnliches
ergibt sich leider auch
mit dem Öffentlichen
Verkehr, falls dieser zu
übermäßigen
Potenzialkonzentrationen
beiträgt. Mit der
Vergrößerung der
Entfernungen zwischen
den menschlichen
Aktivitäten werden diese
aber für die
traditionellen
stadterhaltenden
Verkehrsmittel Fußgeher,
Radfahrer und den
Öffentlichen Verkehr
immer weniger
erreichbar.
Man kann daher
technische
Verkehrssysteme nicht
mit Zeiteinsparung durch
die Erhöhung der
Geschwindigkeiten
begründen.
Der Mythos von der
wachsenden Mobilität
löst sich in einem
Nullsummenspiel auf.
Steigt nämlich die Zahl
der Wege mit dem Auto,
reduziert sich die Zahl
der Fußwege, der
Radfahrten und der Wege
mit dem Öffentlichen
Verkehr. Die Zahl der
Wege bleibt im System
durchschnittlich immer
gleich. Es gibt daher
kein Mobilitätswachstum.
Wer daher von
grundsätzlich falschen
Annahmen ausgeht, darf
sich nicht wundern, wenn
das System grundsätzlich
falsch gebaut und
betrieben wird. Selbst
nach mehr als fünf
Jahrzehnten intensiver
Bautätigkeit,
Signalisierung und
Managementbemühungen hat
der Autostau in den
Städten nicht ab-,
sondern zugenommen – ein
Beweis für die Ignoranz
der mit dem
Verkehrssystem
Beschäftigten.
Peak Oil und die
„moderne Stadt“
Die Verfügbarkeit
billiger fossiler
Energie im 20.
Jahrhundert hat
nichtwiedergutzumachende
Schäden in allen Städten
der Welt verursacht.
Anstatt aus dem Peak Oil
1970 in den USA die
Lehren zu ziehen, wurde
die OPEC überzeugt,
weiterhin billiges Öl zu
liefern. Die Spitze der
Erdöllieferung liegt in
der Zeitperiode, in der
wir leben, sodass es von
nun an nur noch bergab
geht. Wenn daher eine
Stadt als „modern“ auch
im Sinne von
„zukunftsfähig“
betrachtet werden soll,
dann muss sie mit einem
Minimum an
Mobilitätsenergie, die
aus externen Quellen
stammt, auskommen. Damit
engt sich der Spielraum
bereits erheblich ein.
Fußgeher und Radfahrer
müssen in einer Stadt
dieser Art absolut
dominieren. Aufgrund der
zur Verfügung stehenden
Mobilitätszeit von etwas
mehr als einer Stunde
war man schon im
Altertum bei
entsprechender
Bebauungsdichte in der
Lage, Städte bis zu
einer Größenordnung von
einer Million Einwohner
zu errichten und zu
betreiben. Die
dominierende Verkehrsart
waren Fußgänger, zu
einem geringen Teil
Fuhrwerke. Mit dem
Fahrrad kann die
Stadtgröße bereits
aufgrund der
Raum-Zeit-Dimension
unter den gegebenen
Randbedingungen auf zehn
Millionen Einwohner
wachsen, und mit dem
Öffentlichen Verkehr
sind der Größe einer
Stadt quantitativ nahezu
keine Grenzen gesetzt.
Die Agglomerationen etwa
in Japan, die über den
Öffentlichen
Personennahverkehr
miteinander verbunden
werden, überschreiten
die Einwohnerzahl von 30
Millionen.
Zur Kernfrage: Wie
viel und welchen ÖPNV
braucht die moderne
Stadt?
„So wenig wie möglich,
so viel wie nötig“
lautet die Antwort auf
den ersten Teil der
Frage. „Einen ÖPNV, der
nahezu das gesamte
Spektrum des Bedarfes
für mechanische
Mobilität effizient
abdecken kann“ ist die
Antwort auf den zweiten
Teil.
Die Frage nach dem „wie
viel“ und dem
geforderten Minimum
ergibt sich aus der
Qualität der
Stadtlogistik. Darunter
ist nicht das zu
verstehen, was heute
betrieben wird, nämlich
die Verkürzung der
Fahrzeiten für möglichst
große Entfernungen und
schlecht organisierte
städtische Strukturen.
Darunter ist die
räumlich optimale
Integration der Vielzahl
an städtischen
Funktionen zu verstehen,
sodass der Großteil der
Mobilitätsbedürfnisse
durch nicht-motorisierte
Verkehrsteilnehmer
attraktiv gedeckt werden
kann. Der Öffentliche
Verkehr erfüllt dabei
die
Substitutionsfunktion,
die er etwa bis zur
Mitte des 20.
Jahrhunderts weitgehend
innehatte, für größere
Entfernungen und bei
ungünstigen
topographischen
Verhältnissen. Die
Energieversorgung dieses
Systems erfolgt
zwangsläufig nachhaltig
– d.h. elektrisch – aus
Solarenergie und –
soweit möglich – ohne
lange Umwege.
Das „Wie viel“ leitet
aber auch zumindest zur
Form des ÖPNV über. Die
Akzeptanz des
Öffentlichen
Personennahverkehrs
hängt von der
Erreichbarkeit der
Haltestellen ab. Diese
sinkt mit zunehmender
Fußwegentfernung
exponentiell. Bis zu 200
m reicht in einem
autofreien Umfeld das
100 %ige Einzugsgebiet
des Öffentlichen
Verkehrs. Von dort an
sinkt diese Funktion
relativ schnell ab,
sodass man bei einer
Entfernung von 300 m
schon die Hälfte der
Fußgänger nicht mehr
erreichen kann. Mit dem
Fahrrad kann diese
Entfernung allerdings
erheblich gesteigert
werden,was voraussetzt,
dass der Öffentliche
Verkehr perfekt in das
Fußwege- und Fahrradnetz
integriert werden muss.
Wird nämlich – so wie
dies heute der Fall ist
– der Benutzer des
Öffentlichen Verkehrs
beim Zu- und Abgang
durch den Autoverkehr
behindert oder auf
Restflächen – also die
sogenannten Gehsteige –
abgedrängt, dann sinkt
die Akzeptanz des
Öffentlichen Verkehrs
bereits von der
Haltestelle an rapide.
D.h., man kann allein
durch die autofreie
Gestaltung des
Haltestellenumfeldes die
Zahl der Nutzer des
Öffentlichen Verkehrs
auf das Vielfache
steigern.
|
OBEN: Innenstadt
von Eisenstadt
einst – 10.000
Fahrzeuge und
6.000 Fußgänger
täglich.
UNTEN:
Innenstadt von
Eisenstadt heute
– 26.000 bis
40.000 Fußgänger
täglich –
Energieaufwand
nahm ab –
Effizienz zu.
Quelle: Hermann
KNOFLACHER |
Welchen ÖPNV?
Dass dieser elektrisch
über Solar (direkt und
indirekt) angetrieben
wird, steht heute außer
Zweifel. Dass zum
Zusammenhalt einer Stadt
die Geschwindigkeiten in
Grenzen gehalten werden
müssen, ist ebenfalls
evident. Straßenbahnen
oder Elektrobusse
erfüllen diese
Bedingungen am besten.
Beide Systeme haben
Reisegeschwindigkeiten,
die annähernd jener des
Fahrrades gleichen, und
verhindern auf diese Art
die aus schnellen
Verkehrssystemen
resultierenden
Zersiedelungen ebenso
wie die nicht mehr
beherrschbaren
Konzentrationen
wirtschaftlicher
Aktivitäten.
Jeder Meter
Höhenunterschied, den
die Benutzer des
Öffentlichen Nahverkehrs
auf sich nehmen müssen,
entspricht einer
Wegverlängerung von 15
m. Hoch und Tieflagen
des ÖPNV reduzieren
daher das Einzugsgebiet
jeder Haltestelle
erheblich, sodass nur
noch Restbestände der
potenziellen Nutzer im
ÖPNV zu finden sind.
Niveaufreie Führungen
des ÖPNV verstoßen daher
in der Regel gegen
Effizienzkriterien der
eingesetzten Mittel und
aufgewendeten Energie.
ÖPNV-Systeme mit
riesigen Kapazitäten
sind immer der Beweis
für zu große
Disparitäten städtischer
Funktionen. Sie sind
daher grundsätzlich zu
vermeiden. Der
Öffentliche Verkehr hat
daher dann optimale
Bedingungen, wenn er
eine gleichmäßige
flächenhafte
Netzbedienung erfüllt
und
Reisegeschwindigkeiten
nicht wesentlich über
den Durchschnittswert
des Radverkehrs
steigert. Unter
Berücksichtigung der
Einzugsgebiete ergibt
sich diese Forderung
automatisch durch die
entsprechend kurzen
Haltestellenabstände
unter 400 m.
Abstimmung zwischen
Stadt und ÖPNV
ÖPNV ist ebensowenig
eine einseitige
Angelegenheit wie
Städteplanung. ÖPNV
verlangt eine dichte
kompakte Stadtstruktur,
funktional entsprechend
durchmischt, und das
komplementäre
Verkehrsmittel Fußgänger
bei entsprechender
Netzdichte des ÖPNV oder
Radfahrer bei geringerer
Netzdichte, die
gemeinsam mit dem
Fußgänger die
Erreichbarkeit des ÖPNV
sicherstellen.
Das Problem: die
Übergangsphase Im
vergangenen Jahrhundert
sind grundsätzlich
falsche Stadtstrukturen
entstanden, die den
Markt des ÖPNV zerstört
haben. Die Voraussetzung
für eine moderne Stadt
ist daher die
Wiederherstellung
zumindest der
Marktchancen für den
ÖPNV. Dazu ist es aber
notwendig, das Auto aus
der Fläche grundsätzlich
zu entfernen, es in
Garagen unterzubringen,
die mindestens so weit
entfernt von allen
menschlichen Aktivitäten
liegen wie die
Haltestellen des ÖPNV,
noch besser aber
außerhalb der Stadt.
Eine moderne Stadt ist
eine autofreie Stadt,
denn nur mit einem von
der Stadt selbst
betriebenen oder
zumindest von der
Stadtverwaltung
kontrollierten ÖPNV kann
sie ihre Form, ihre
Wirtschaft und das
Zusammenleben ihrer
Bürger so bestimmen,
dass die wechselweise
Abhängigkeit und
Beziehung zwischen
Bürgern und
Stadtverwaltung erhalten
und weiterentwickelt
werden kann. Mit dem
Auto kann man sich
mühelos über die
Verwaltungsgrenzen der
Stadt hinwegsetzen und
nimmt daher als Bürger
wie auch als Investor
der Stadt die
Gestaltungsmöglichkeiten,
die für das
Zusammenleben einer
Gemeinschaft
vorausgesetzt werden
müssen. Das Auto macht
die Stadt erpressbar.
Öffentliche
Verkehrsmittel unter der
Kontrolle der
Stadtverwaltungen bilden
gemeinsam mit den nicht
motorisierten
Verkehrsteilnehmern eine
zukunftssichere
Mobilitätsbasis. Neben
dem Personenverkehr wird
aber der ÖPNV in Zukunft
auch dafür zu sorgen
haben, dass der
Güterverkehr mit zu
seinen Aufgaben gehören
wird.
Die enge Verbindung
nicht-motorisierter
Verkehrsteilnehmer mit
dem ÖPNV garantiert aber
auch eine hohe
allgemeine Sicherheit
der Gesellschaft im
öffentlichen Raum, die
mit dem Auto verloren
ging. Dass der ÖPNV
selbstverständlich so zu
gestalten ist, dass
keine Personengruppe
benachteiligt oder gar
von der Benutzung
ausgeschaltet wird,
zeigen gute Beispiele in
europäischen Städten
bereits in der Praxis.
Nachbemerkung
Allein die Anwendung
elementarer Indikatoren,
wie Effizienz,
angewendeter Fläche,
Kosten,
Energieverbrauch,
sachkundig umgesetzt,
muss zu einer richtigen
Mischung von ÖPNV und
Nichtmotorisierten
führen und schließt
allein aufgrund der
Größenordnungen
gegenüber dem
ineffizienten
Autoverkehr diesen aus
der städtischen
Mobilität weitestgehend
aus. Dieser hat nur noch
für Spezialfunktionen
Aufgaben zu übernehmen.
Thesen: Wie viel
und welchen ÖPNV
braucht die
moderne Stadt? |
Der Begriff
„moderne Stadt“
ist
wissenschaftlich
nicht zu fassen.
Was Architekten
als moderne
Stadt
bezeichnen, ist
häufig ein
Gebilde, das
sich nicht als
Lebensraum für
Menschen eignet,
was sie durch
ihr Verhalten
auch zum
Ausdruck
bringen. Eine
lebenswerte
Stadt ist eine
solche, in der
sich Menschen
gerne aufhalten,
die interessant
ist, wo sie
gesund und
sicher leben
können.
Die
Siedlungsentwicklung
nach dem Zweiten
Weltkrieg war
auch in Europa
zum Großteil
eine
Fehlentwicklung,
weil
unmaßstäblich,
nicht menschen-,
sondern
autogerecht.
Städte dieser
Art benötigen
wegen ihrer
mangelhaften
Organisation zur
Aufrechterhaltung
ihrer Funktionen
allein für die
Mobilität enorme
Energiemengen.
Eine gut
organisierte
Stadt erfüllt
den Großteil der
menschlichen
Bedürfnisse in
der Nähe und
kommt daher mit
einem Minimum an
externer
Mobilität für
technische
Verkehrssysteme
aus. Zur
Aufrechterhaltung
der städtischen
Funktionen
sollte eine gut
organisierte
Stadt
grundsätzlich
keine
motorisierten
Individualverkehrsmittel
benötigen,
ausgenommen der
Lieferverkehr
und jene
Fahrten, bei
denen das
Verkehrsmittel
als
Bewegungsprothese
eingesetzt
werden muss.
Der Anteil des
Öffentlichen
Verkehrs in
einer Stadt
hängt daher von
verschiedenen
Randbedingungen
ab:
• von der
Topographie. Der
ÖPNV hat
Reisegeschwindigkeiten
in der
Bandbreite des
Radverkehrs.
Eignet sich die
Topographie zum
Radfahren, kann
dieser einen
wesentlichen
Teil mittlerer
Distanzen
übernehmen. Ist
die Topographie
zum Radfahren
ungeeignet, hat
der ÖPNV – in
Abhängigkeit von
der
Strukturorganisation
– entsprechend
höhere Anteile
zu übernehmen.
• von der
Organisation der
Stadt. Gemeint
ist damit die
räumliche
Zuordnung der
Funktionen
menschlicher
Aktivitäten.
Aufgrund der
hierarchischen
Struktur von
Städten ist es
unmöglich,sämtliche
Funktionen in
der Nähe
unterzubringen.
Allein aus
diesem Grund
sind
entsprechende
ÖPNVNetze
erforderlich,
die sich – falls
nicht eine
Stadtzersiedelung
durch das Auto
betrieben wird –
in die Struktur
ebenso einpassen
wie die Struktur
in diese
ÖPNV-Netze.
• Aufgrund der
hohen
Kapazitäten des
ÖPNV bei
geringem
Platzverbrauch
ist er das
ideale
technische
Verkehrsmittel
für eine soziale
und ökologische
Mobilität.
• Die im
traditionellen
Verkehrswesen
angegebenen
Kapazitäten der
Bussysteme
werden heute in
der Praxis bei
Weitem
überschritten,
sodass die
Einsatzbereiche
der
verschiedenen
ÖPNV-Systeme neu
geordnet werden
müssen.
• Voraussetzung
für das
Funktionieren
des ÖPNV ist das
Beseitigen der
schweren
Systemfehler in
der Siedlungs-
und
Verkehrsplanung
der letzten fünf
Jahrzehnte, die
ausschließlich
der absoluten
Priorität des
Autoverkehrs
dienten. Der
Autoverkehr ist
auf das
erforderliche
Maß zu
begrenzen, das
bei wenigen
Prozent des
heuten Volumens
liegt.
• In der
Übergangsphase
zu einer
nachhaltig
strukturierten
Stadt muss der
ÖPNV zusätzliche
Transportaufgaben
vom Autoverkehr
übernehmen. |
Literatur
•
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Mobilogisch, Zeitschrift
für Ökologie, Politik &
Bewegung 2/07, 16.BUVKO
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Arbeitskreis Verkehr und
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e.V. Fachverband
Fußverkehr Deutschland,
Seite 11-16
•
Historisches Wissen:
Mikro- statt
Makromobilität, Zukunft:
München – ein Magazin
zur Reihe Zukunft findet
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München, Referat für
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Bauordnung, Seite 20-21
•
Hubbert, M.K. (1971):The
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Earth. In: Energy and
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American Book. pp 31 –
40. Freeman, San
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•
Jedes Ding hat zwei
Seiten – auch die
Telematik, E&I
Elektrotechnik und
Informationstechnik Heft
6/2008, Springer Wien
New York, Seite 222-225
•
Knoflacher, H. (1980):
Öffentliche
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städtischen Raum.
Internationales
Verkehrswesen, 32. Jg.,
3: 176-178.
•
Knoflacher,H.
(1986):Kann man
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Zeiteinsparungen
begründen?
Internationales
Verkehrswesen, 38. Jg.,
6: 454-457.
•
Knoflacher, H. (1990):
Einzelhandel,
Geschwindigkeit des
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Shoppingcenters.
Salzburger Institut für
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Mitteilungen und
Berichte, 1-4: 59-63.
•
Knoflacher, H. (1996):
Zur Harmonie von Stadt
und Verkehr. Freiheit
vom Zwang zum
Autofahren. 2.,
verbesserte und
erweiterte Auflage.
Böhlau Verlag Wien –
Köln – Weimar.
•
Knoflacher, H. (2007),
Grundlagen der Verkehrs-
und Siedlungsplanung:
Verkehrsplanung, Wien.
•
Le Corbusiers „Charta
von Athen“:Texte und
Dokumente; kritische
Neuausgabe / hrsg. von
Thilo Hilpert. – Vieweg
Verlag, Braunschweig,
1984.
•
Verordnung über Garagen
und Einstellplätze
(Reichsgaragenordnung –
(RGaO). Vom 17. Februar
1939. Beilage zum
Zentralblatt der
Bauverwaltung vereinigt
mit Zeitschrift für
Bauwesen, 59. Jg. 1939,
Heft 10. Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn,
Berlin.
•
Who’s crazy now?
Carbusters Journal of
the carfree movement 36/
Nov 2008 – Feb 2009,
Seite 19-21
Karlsruher Model ist
auch in Salzburg möglich
Verknüpfung der Region
mit der Stadt mittels
Regional-Stadtbahn-Netz
von Richard
FUCHS
Die Zukunft des
verfügbaren Erdöls ist
ungewiss. In den
nächsten zehn Jahren
sinken die Erdölreserven
der Welt dramatisch.
Genau in diesem Zeitraum
muss der Schienenverkehr
enorm ausgebaut werden.
Regional-Stadtbahn
mit Innenstadt-Tunnel
Salzburg
In Salzburg ist nur
eines gewiss, nämlich,
dass die
Verkehrsprobleme dieser
Stadt nur noch mit der
Regional-Stadtbahn mit
dem Innenstadt-Tunnel
gelöst werden können.
Die Zeit drängt, denn
angesichts der
Energiekrise erwarten
selbst die Menschen, die
heute noch mit dem Auto
fahren, in ein paar
Jahren das Vorhandensein
eines leistungsfähigen
Öffentlichen Verkehrs.
Wie man allerdings weiß,
ist der Öffentliche
Verkehr mittlerweile an
der Leistungsgrenze und
wartet auf zusätzlichen
Infrastrukturausbau bzw.
auf die Beschaffung
zusätzlicher Fahrzeuge.
In Salzburg ist allen
politisch
verantwortlichen
Menschen bewusst, dass
die Realisierung des
Innenstadt-Tunnels reif
ist, wie der berühmte
Apfel. Mit diesem ca.
3,3 km langen Tunnel
können auch, neben der
33 km langen Salzburger
Lokalbahn, von weit mehr
als 500 km bestehenden
Bundesbahnstrecken Züge
umsteigefrei in und
durch das Zentrum
Salzburgs fahren. So hat
die Politik im Land
Salzburg bereits 2008
zusammen mit dem Bund
dieses Projekt in
Finanzierungsgespräche
gebracht, die auch in
zustimmenden medialen
Aussagen von
Finanzminister Molterer
und Verkehrsminister
Faymann gipfelten.
Besonders aufgefallen
war in dieser
Angelegenheit der
Gleichschritt von
Landeshauptfrau Mag.
Burgstaller und
Landeshauptfrau-Stellvertreter
Dr. Haslauer, die
gemeinsam diese
positiven Zusagen
herbeigeführt haben.
Regional-Stadtbahn-Netz
als Lösungsmodell gegen
die kommende
Mobilitätskrise
Während mit der
Verschrottungsprämie
hauptsächlich
Arbeitsplätze im Ausland
durch österreichische
Steuergelder kurzfristig
finanziert werden,
können im Tunnelbau,
Bahnbau und in der
Schienenfahrzeugindustrie
großteils
österreichische
Arbeitsplätze und dabei
wieder zu einem Großteil
vor Ort gesichert
werden.
Für den Bau des
Regional-Stadtbahn-Innenstadt-Tunnels
ist im Minimum eine
Bauzeit von sechs Jahren
(zwei Jahre Planung,
vier Jahre Bau) zu
veranschlagen. Mit
diesem 3,3 Kilometer
Tunnel wird ein
Streckennetz von ca. 500
km verknüpft. Dieses
muss natürlich auch
S-Bahn-mäßig ausgebaut
werden. Die Diskussion
um die „S5 Neue
Ischlerbahn“ hat bereits
jetzt gezeigt, was
Politiker in der Region
wollen, nämlich modernen
Schienennahverkehr in
Form eines
Regional-Stadtbahn-Netzes,
das alle Linien im
Innenstadt-Tunnel
verknüpft!
Politiker der
Ischlerbahn-Gemeinden
studierten das
„Karlsruher Modell“ vor
Ort
Eine Exkursion nach
Karlsruhe Ende März 2009
hat aufgezeigt, dass das
System
Regional-Stadtbahn mit
multimodalen Triebwagen
großteils bestehende und
einige neue
Schienenstrecken mit neu
zu errichtenden
Innenstadt-Durchmesser-Linien
verknüpfen kann. So
können relativ rasch
mittlere S-Bahn-Netze
über mehrere hundert
Kilometer realisiert
werden, was angesichts
der derzeit sich
dramatisch entwickelnden
Mobilitätskrise extrem
wichtig ist. Kurze
Entscheidungs- und
Realisierungszeiten
werden mit diesem
Bahnsystem rasch
möglich.
In der aktuellen
Diskussion um die
Wiedererrichtung einer
modernen „Neuen
Ischlerbahn S5 Salzburg
– Mondsee – Bad Ischl“
wurde allen Beteiligten
schnell klar, dass das
keine isolierte
nostalgische
Schmalspurbahn sein
kann, wenn auch diesem
Bereich der gebührende
Platz eingeräumt werden
wird. Viele Politiker
und vor allem
Bürgermeister entlang
der
Ischlerbahn-Gemeinden
haben das klar erkannt.
Bürgermeister
Peinsteiner aus St.
Wolfgang und
Bürgermeister
Greisberger aus Thalgau
haben zur Exkursion nach
Karlsruhe aufgerufen,
das SKGLB-Konsortium hat
organisiert, das
Regionalmanagement
Vöcklabruck-Gmunden hat
eingeladen, und Direktor
Dr. Dieter Ludwig hat
all das präsentiert, was
sein Lebenswerk, das
„Karlsruher Modell“,
ausmacht. Auch neun
Bürgermeister und
Oberbürgermeister aus
der Karlsruher Region
konnten ihre
Begeisterung über die
Karlsruher Erfolgsstory
unmittelbar auf ihre
Kollegen aus dem
Salzkammergut
übertragen. Die
Begeisterung gipfelte in
der „Karlsruher
Erklärung“, die von
allen Heimreisenden im
Zug unterschrieben
wurde.
|
Die Erste
Bürgermeisterin
von Karlsruhe
und Direktor
Ludwig, „Vater
des Karlsruher
Modells“ im
Spiegelsaal des
Schlosshotels
Karlsruhe mit
Teilnehmern der
Salzkammergut-Karlsruhe-Exkursion.
Foto: Richard
FUCHS |
Was die mitgefahrenen
Politiker wesentlich
mehr interessiert hat
als die Technik der
Zweisystem-Stadtbahn,
das ist die
Raumentwicklung, die
Belebung der Kommunen
durch die Einführung der
Regional-Stadtbahn.
Oberbürgermeister
Metzger von Bretten
erklärt eindrucksvoll
die erfolgreiche
Standortentwicklung
dieser Stadt, deren
Schicksal vor der
Einführung der
Regional-Stadtbahn
besiegelt schien.
Werksschließungen,
Abwanderung und
Kaufkraftabfluss
schienen die Entwicklung
vorzuzeichnen. Das
einzige, was nach der
Regional-Stadtbahn-Einführung
sank, war die
Arbeitslosenrate. Alles
andere hat sich
mindestens verdoppelt,
von den Kommunalsteuern
über die Gastronomie bis
hin zu den
Grundstückspreisen. Dir.
Ludwig bedauert, dass
die durch die Regional-
Stadtbahn verursachte
Steigerung der
Grundstückspreise leider
nicht vom
Verkehrsunternehmen
abschöpfbar ist.Was als
Conclusio herauskam, ist
das Bewusstsein, dass
eine moderne Regional-
Stadtbahn nicht nur
wirtschaftlich betrieben
werden kann, sondern
auch in der Lage ist,
raumplanerische und
volkswirtschaftliche
Impulse zu setzen, und
damit auch abseits der
Schienen zum Wohle der
Bevölkerung wirkt.
|
Die
Regional-Stadtbahn
findet selbst in
der schmalsten
Straße Platz.
Das zeigen die
Ortsdurchfahrten
in Bad Wildbad,
Linkenheim,
Spöck,
Rheinstetten,
Mörsch u.s.w.
Foto: Richard
FUCHS |
„Wir holen die Leute
dort ab,wo sie wohnen,
und fahren sie dort hin,
wo sie hinwollen“
Die verstopften
Einfallstraßen in den
großen Städten sind
keine gottgegebenen
Schicksale. Sie sind
einfach vermeidbar,wenn
ein paar
Planungsvoraussetzungen
beachtet werden. Dir.
Ludwig stellt ganz klar
fest, dass zusätzliches
Fahrgastpotenzial nahezu
ausschließlich aus der
Gruppe der Autofahrer
kommen kann. Diese Leute
haben ein Auto,wollen
darauf auch nicht
verzichten, wollen
jederzeit damit fahren
können, aber sie haben
den Stau und die
Parkplatzsuche
satt.Genau hier setzt
das „Karlsruher Modell“
in seinen Grundzügen an.
Die Fahrt mit der
Regional-Stadtbahn muss
schneller als das Auto,
umsteigefrei und mit
leicht merkbaren
Fahrplänen möglich sein.
Ludwigs Leitspruch
ist:„Wir holen die Leute
dort ab, wo sie wohnen,
und fahren sie dorthin,
wo sie hinwollen“. Was
bedeutet das für die
Planung und den Bau der
Bahn?
|
Im bekannten
Schwarzwald-Kurort
Bad Wildbad
fährt die
Regional-
Stadtbahn mitten
durch den Ort
auf der Straße
bei der
Haltestelle
Sonnbergbahn.
Foto: Richard
FUCHS |
Auf die Bahn
umsteigende Autofahrer
erwarten sich kurze
Intervalle und leicht
merkbare Fahrpläne
Um den Autofahrer zum
Umsteigen auf die Bahn
zu bewegen, darf er
nicht gezwungen werden,
am Hauptbahnhof von der
Bahn auf innerstädtische
Verkehrsmittel
umzusteigen. Er wird
verstehen, dass er
irgendwo in der Region
vom Bus auf den Zug
umsteigen muss. Er wird
auch vielleicht noch
verstehen, dass er in
der Stadt in
Verteilerlinien
umsteigen muss. Er wird
niemals verstehen, warum
er am Hauptbahnhof
umsteigen muss, nur weil
unterschiedliche
technische Systeme das
seit über hundert Jahren
so verlangen. Das
Hauptgeheimnis des
Karlsruher Modells ist
genau die Lösung dieses
Problems. Die
Regional-Stadtbahn-Züge
fahren am Stau vorbei
und bringen die
Fahrgäste aus der Region
mit sicherem Sitzplatz
umsteigefrei mitten ins
Herz der Städte!
Dass so ein System
möglich ist, zeigt die
„Stadtbahnhauptstadt
Europas“ Karlsruhe. Das
dort mittlerweile auf
über 600 Kilometer
angewachsene
Regional-Stadtbahn-Netz
mit einer 250-Kilometer
Durchmesserlinie und 380
Zweisystem-Stadtbahnwagen
hat seit über zwanzig
Jahren keine einzige
Kollision zwischen
Stadtbahn und Vollbahn
erlebt und ist damit
nachweislich betrieblich
sicher!
Die Idee
„Regional-Stadtbahn“,
speziell die „S5 Neue
Ischlerbahn“, hat durch
die Exkursion nach
Karlsruhe eine
Eigendynamik erhalten
und ist sicher nicht
mehr zu bremsen.
Zusammen mit dem
Innenstadt- Tunnel in
Salzburg entwickelt sich
ein mächtiges
leistungsfähiges
Regional-Stadtbahn-Netz
in Salzburg,
Oberösterreich und
Bayern. Vielleicht
erleben wir alle in
wenigen Jahren ein
zweites „Karlsruher
Modell“ im Zentralraum
Salzburg?!
Monorail-System als
Systeme der Zukunft?
von
Manfred VOHLA
2009 ist jenes Jahr in
der
Menschheitsgeschichte,
in dem erstmals mehr als
die Hälfte der Menschen
in Städten wohnen.
Während in Europa und
Nordamerika die
Urbanisierung relativ
moderat voranschreitet,
explodieren in Asien,
Afrika und Südamerika
förmlich die
Ballungszentren. Viele
der davon betroffenen
Stadtverwaltungen sind
mit dem Nachziehen der
erforderlichen
Infrastrukturen sehr
stark gefordert, manche
sogar von der Dynamik
überfordert.
Die innerstädtische
Mobilität braucht eine
Stadt genauso wie
Wasser- und
Stromversorgung, Kanal
oder Gesundheitswesen.
Nachdem bereits vielfach
und leidvoll
nachgewiesen worden ist,
dass der
Individualverkehr
alleine nicht geeignet
ist, diese
Problemstellung
zufrieden stellend zu
lösen, wurden und werden
Alternativen gesucht.
Heute können Stadt- und
Raumplaner – geordnet
nach absteigender
Kapazität – zwischen
• U-Bahn-Systemen
(Metros)
•
Straßen-/Stadtbahn-Systemen
(LRV, Light Rail
Vehicles) und
• Schnellbussystem (BRT
Bus Rapid Transit) in
zahllosen Varianten
wählen.
U-Bahn-Systeme sind
zweifelsohne die
leistungsfähigsten
innerstädtischen
Systeme, jedoch auch die
im Bau langwierigsten
und teuersten. China
z.B. setzt voll auf
diese Technologie und
erschafft in über 20
Städten mittlerer Größe
neue U-Bahn-Systeme.Von
der Trassenentscheidung
bis zur
Betriebseröffnung
vergehen rund 5 Jahre,
in Europa oftmals zehn
und mehr.
LRV-Systeme werden meist
aufgeständert errichtet.
Straßenbahnen als Teil
des Oberflächenverkehrs
wie in Europa sind in
diesen Metropolen nicht
einkalkulliert. Die
Erstellung der
Fahrbahntröge bedingt
wochenlang aufgestellte
Leergerüste zur Aufnahme
der Schalungen, was in
den betroffenen Vierteln
zum Totalzusammenbruch
der überlasteten
bestehenden
Verkehrsinfrastruktur
führt.
Schnellbussysteme
besitzen zwar eigene
Spuren, oftmals auch
Spurbindungseinrichtungen
und Hochbahnsteige,
verkehren aber zumeist
auf der Erdoberfläche.
Dadurch können sie eine
trennende Wirkung
ausüben. Bei
aufgeständerter
Trassenführung gilt
Ähnliches wie bei den
LRVs.
Moderne Monorail-Systeme
können mit erstaunlichen
Vorteilen beide „Lücken“
füllen zwischen Metro
und LRV Systemen:
• Monorail-Systeme (MR,
4- bis 12-Wagen Züge)
zwischen LRV und BRT
Systemen:
• People Mover (PM, 1-
bis 4-Wagen-Monorail
Züge)
Was sind nun die
systemimmanenten
Vorteile von Monorail-
Systemen?
• Schnelle Errichtung
(zwei Jahre von
Bauentscheidung bis
Betriebsbeginn)
• Geringere Baukosten
(minus 30 % und mehr als
U-Bahnen)
• Minimale
Beeinträchtigung des
Oberflächenverkehrs
während der Errichtung
• Umweltvorteile durch
– Reduzierten
Platzbedarf für
Baustelleneinrichtungen
– Trassierung mit bis zu
60 ‰ Steigung
– Kurvenradien bis etwa
50 Meter
– Reduzierter
Platzbedarf (lediglich
Mittelgrünstreifen von
Straßenzügen)
– Minimierter
Schattenwurf durch dünne
Fahrbalken
– Minimierte
Lärm-Emissionen durch
Gummireifen und
E-Antrieb
Moderne Monorail
Fahrzeuge sind im
Inneren von U-Bahnen
kaum zu unterscheiden,
die Inneneinrichtung
wird in typisch
asiatischer
Längsrichtung oder
europäisch in
Querrichtung angeordnet.
Die engen Kurvenradien
ermöglichen
nachträgliche
Trassierungen über
bestehenden Straßenzügen
und Kreuzungen, sowohl
in engen lokalen
Subzentren in Vororten,
oder – wenn nicht ein
historisches Stadtbild
erhalten werden soll –
im Stadtzentrum selber.
Anders als bei
aufgeständerten U-Bahnen
verfinstern sich nicht
die Räumlichkeiten vom
Erdgeschoss bis zum 2.
Stock:Aufgrund der
schlanken Fahrbalken
(Hohlprofilträger 80 cm
x 120 cm von bis zu 30 m
Länge) und dem geringen
Fahrgeräusch entfallen
der Trog für den
Schotteroberbau bzw.
feste Fahrbahn und die
Lärmschutzeinrichtungen.
|
Kuala Lumpur
Monorail;
Malaysia
Foto: Manfred
VOHLA |
Die große Steigfähigkeit
ermöglicht nicht nur
günstige Trassierungen
in bergigen Großstädten,
sondern auch die
nachträgliche
Integration in
bestehende
Verkehrsbauwerke. Durch
die Gummibereifung, wie
sie auch von
konventionellen U-Bahnen
wie in z.B. Paris
bekannt ist, ist nur
eine reduzierte
Vibrationsbelastung zu
berücksichtigen, wodurch
Durchfahrten durch
Gebäude ebenso
ermöglicht werden, wie
eine relativ
unaufwändige Integration
von Stationen in anders
genutzte Bauwerke.
Selbstverständlich sind
auch unterirdische
Abschnitte und
Stationsanlagen möglich.
Die Option auf eine
zeitnahe und
schlüsselfertige
Mobilitätslösung wird
nicht nur durch die
relativ vereinfachte
nachträgliche
Integration der Trasse
in ein schnell
gewachsenes städtisches
Umfeld ermöglicht,
sondern auch durch die
Tatsache, dass
wesentliche Teile des
Trassenbaus – die
Fahrbalken und Stützen –
außerhalb der Stadt
industriell erfolgen
können. Für die
Installation des
Fahrweges in einer
mehrspurigen
Hauptverkehrsachse mit
getrennten
Richtungsfahrbahnen wird
lediglich in drei
Nächten (Fundament,
Einbau der Stütze,
Einschweben des
Fahrbalkens) die Sperre
des jeweils nur
innersten Fahrstreifens
erforderlich.
Betrieblich können diese
Monorail-Systeme wie
moderne U-Bahn- Systeme
fahrerlos
(vollautomatisiert) im
Zwei-Minuten-Takt
verkehren. Damit
erreichen
Monorail-Systeme
Beförderungskapazitäten
von bis zu 30.000
Personen pro Stunde und
Richtung. Die
Beschleunigungen (1,1
m/s2) und Verzögerungen
(1,3 m/s2) entsprechen
ebenfalls UBahnen, die
max. zulässige
Höchstgeschwindigkeit
ist 80 km/h. Der Antrieb
erfolgt meist mit 750 V
DC oder 1.500 V DC (Direct
Current = Gleichstrom),
die Bremsenergie wird
rückgespeist und nur im
Störungsfall über
Bremswiderstände im
Fahrzeug oder im
Unterwerk in Wärme
umgewandelt.
Diese betriebliche
Gleichwertigkeit zu
einem U-Bahn-System wird
durch drei Nachteile
konterkariert:
• Höherer
Energieverbrauch durch
den höheren
Rollwiderstand von
Gummireifen
• Höhere Wartungskosten
durch hohen Verschleiß
der Gummireifen
• Komplexere Bauform der
Weichen.
Während der erste
Nachteil durch
Leichtbaukonzepte
abgeschwächt wird und
die
Fahrzeug-Wartungskosten
durch extrem geringe
Wartungskosten der
Fahrbalken
überkompensiert werden,
bleiben hydraulisch oder
elektrisch verfahrbare
Segmentbalken als
Weichen aufwändig. Durch
ein klares Linienkonzept
und die hohen
Verfügbarkeitsraten von
Monorail-Systemen kann
jedoch die Anzahl an
Weichen gering gehalten
werden. In den
Werkstätten und
Abstellanlagen bieten
sich jedoch die
Möglichkeiten von (bis
zu) 5-Weg-Weichen, d.h.
das mit einem
Segmentfahrbalken bis zu
fünf Anschluss- „Gleise“
bedient werden können.
Fazit
Monorail-Systeme stellen
eine denkbare
Alternative zu
konventionellen U-Bahn-,
Stadtbahn- oder
Schnellbus-Systemen dar.
Gerade in schnell
wachsenden Mega-Cities
Asiens, Afrikas und
Südamerikas sind der
Vorteil der schnellen
Realisierbarkeit und die
relative günstigen
Kosten dieses
Massenverkehrsmittels
eine echte Option. Die
betrieblichen Eckdaten
sind zu U-Bahn-Systemen
gleichwertig, auch ein
vollautomatischer
Betrieb ist möglich.
Monorail-Systeme können
bis zur Kapazität von
People Mover Systeme
skaliert werden. In den
historisch gewachsenen
Städten Europas und
Nordamerikas ist eine
Anwendung in den
Stadtzentren eher
unwahrscheinlich, als
Anbindung neuer
Stadtteile zu
bestehenden hochwertigen
Massenverkehrsmitteln
jedoch denkbar.
Die Autoren |
em.
Univ. Prof. Dr.
tech. DI Hermann
KNOFLACHER
studierte
Bauingenieurwesen,
Mathematik und
Geodäsie. Nach
der Leitung des
Kuratoriums für
Verkehrssicherheit
und eines
Ingenieurbüros
wurde er
Professor und
Vorstand des
Instituts für
Verkehrsplanung
und
Verkehrstechnik
an der
Technischen
Universität Wien
(1985–2007).
Neben seinen
Tätigkeiten bei
zahlreichen
internationalen
Organisationen
veröffentlichte
er über 500
wissenschaftliche
Publikationen
und mehrere
Fachbücher.
Richard FUCHS
Seit 1981
unermüdlicher
Kämpfer für den
Nahverkehr. 1982
Mitbegründer der
„Aktionsgemeinschaft
Rote
Elektrische“,
die die
Einstellung der
Salzburger
Lokalbahn
verhinderte.
Konsequentes
Engagement für
die
Weiterführung
der Regional-
Stadtbahn durch
Salzburg und für
die
Wiedererrichtung
der
Salzkammergut-Lokalbahn
als Teil des
Regional-
Stadtbahn-Netzes.
1995 erster
Mitarbeiter beim
Salzburger
Verkehrsverbund,
seit 2001 im
Verkehrsverbund
Oberösterreich
tätig.
Dipl.-Ing.
Dr. tech.
Manfred VOHLA
studierte
Technische
Mathematik und
Physik an der
Technischen
Universität Wien
und ist seit 19
Jahren in der
Eisenbahnindustrie
in der Schweiz,
Deutschland und
Österreich im
Forschungs- und
Entwicklungsbereich
tätig. Seit 2000
ist er ein
zertifizierter
europäischer
Eisenbahningenieur.
Für den
renommierten
Eisenbahn-Zulieferer
Knorr- Bremse
hat er u.a. 2007
erstmals eine
elektropneumatische
Monorail-Bremsanlage
in Malaysien
entwickelt und
betreut
Monorail-Projekte
und Aufträge
bremstechnisch
bei
unterschiedlichen
Fahrzeugbauern
in Asien und
Europa. Neben
seinen
beruflichen
Tätigkeiten
engagiert er
sich nachhaltig
für innovative
Betriebskonzepte
von Regional-
und
Schmalspurbahnen. |
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