Kritische Analyse der Fahrplanänderungen 2011
von
probahn Österreich
VORARLBERG
Positiv ist der neu
eingeführte Stundentakt
zwischen Bregenz und
Lustenau mit optimalen
Busanschlüssen. Seitens
des VVV ist auch
geplant, den Bahnhof
Lustenau mit einem
VVV-Kundenberater zu
besetzen.
Positiv ist auch, dass
nicht alle Züge zwischen
Vorarlberg/Schweiz und
Wien mit Railjets
gefahren werden, es
verbleiben ein Zug nach
Zürich und drei Züge
Bregenz – Wien bzw. zwei
Züge Wien – Bregenz.
Der gesamte Nahverkehr
in Vorarlberg bleibt
weiterhin auf hohem
Niveau erhalten, kleine
Ausweitungen (früherer
Taktbeginn, zusätzlicher
Abend/Nachtzug nach
Lindau) sind ebenfalls
enthalten. Aus
Vorarlberger Sicht
ergibt sich keine
Verschlechterung zu dem
jetzt noch gültigen
Fahrplan. Leider werden
die Anschluss-REX-Züge
Lindau – Bregenz –
Feldkirch bei den
Railjet-Zügen aus der
Schweiz in der
Online-Auskunft nicht
als mögliche
Verbindungen
ausgewiesen, der ÖBB
Personenverkehr
befürchtet
Pünktlichkeitsprobleme.
Markus Rabanser, probahn
Vorarlberg
TIROL
Im Tiroler Regionalverkehr wird es in der nächsten
Fahrplanperiode zu keinen einschneidenden Veränderungen
kommen. Allerdings liegen bereits jetzt mehrere
Beschwerden zur Haltepolitik der Railjet-Züge im neuen Fahrplan
vor, weil diese in der Regel zwischen Innsbruck und
Salzburg ohne Halt durchfahren. Bürgermeister aus dem Unterinntal
haben deshalb kürzlich bei den ÖBB mit dem Ziel
interveniert, den Railjet wenigstens in Wörgl planmäßig anzuhalten,
wenn schon in Jenbach und Kufstein nicht mehr angehalten
wird.
Martin Teißl,
ArbeitsKreis Fahrgast
Tirol
SALZBURG
Mit dem vollständigen Ausbau des Railjet-Taktes wird
ab Fahrplanwechsel zwischen Wien und Feldkirch ein
Zweistunden-Railjet-Takt angeboten. Um eine Stunde
zeitversetzt wird der bestehende IC-Takt zwischen Wien und
Salzburg bis nach Innsbruck weitergeführt.
Die S-Bahn S3 mit der
Abfahrt 23:19 Uhr am
Salzburger Hauptbahnhof
wird Freitag- und
Samstag-Nacht bis
Saalfelden verlängert.
Die Ausweitung zum
Taktfahrplan für Bahn
und Bus scheitert an der
Finanzierung durch Land
und Bund, teils werden
Busangebote
zurückgenommen, z. B.
Flachgautakt III im Raum
Michaelbeuern. Eine
Taktfahrplan-Ausweitung
ist erst 2014 geplant,
nach Fertigstellung des
Salzburger
Hauptbahnhofes.
Karl Regner,
Salzburger
Verkehrsplattform
|
Die Mühlkreisbahn ist ein wichtiger Ast für die S-Bahn und muss
in den Linzer Hauptbahnhof eingebunden werden. Derzeit wird
das Gegenteil gemacht: Der Busverkehr wird ausgeweitet, die
Bahn nicht attraktiviert.
Foto: "ZUGKUNFT Mühlkreisbahn" |
OBERÖSTERREICH
Auf den 20 Bahnlinien in
Oberösterreich sind die
Züge heute noch
teilweise „taktlos“
unterwegs. Und im
kommenden Fahrplan
werden noch weitere
Lücken aufgerissen.
Aufgrund der
angekündigten Änderungen
muss angenommen werden,
dass es auf keiner
Bahnlinie in
Oberösterreich ein
lückenloses,
minutengenaues
Taktverkehrsangebot
geben wird. Auf keiner
Bahnlinie im Zentralraum
Linz wird es einen
vergleichbaren
S-Bahn-Betrieb geben,
wie es ihn in Graz,
Salzburg,
Innsbruck,Vorarlberg
gibt und ab diesem
Fahrplanwechsel auch in
Kärnten geben wird.
Im Fernverkehr kommt es
zur Kappung der direkten
Städteverbindung Linz –
Graz mit der Begründung,
diese Verbindung sei
unwirtschaftlich und die
Länder Oberösterreich
und Steiermark
verweigern eine
Zuzahlung.
Peter Baalmann & Hans
Hörlsberger,
Fahrgast OÖ
STEIERMARK
Auf der Strecke Graz –
Linz wird mit der
Einstellung der letzten
zwei IC-Zugpaare ein
Tiefpunkt im Fernverkehr
erreicht.
Grundsätzlich positiv zu
sehen ist die Einführung
des S-Bahn- Verkehrs auf
der Steirischen Ostbahn
mit einem Stundentakt
bis Mitternacht.
Wermutstropfen ist, dass
Reisende auf der stark
nachgefragten Relation
von Graz nach Feldbach
oder Fehring meist
relativ lange unterwegs
sind.
Dass auf dem bereits
fertiggestellten
Abschnitt der Koralmbahn
bis Deutschlandsberg die
S-Bahn in Betrieb geht,
ist ebenso grundsätzlich
positiv zu werten. Die
Fahrzeit Graz –
Deutschlandsberg
verkürzt sich auf der
neuen Strecke (Koralmbahn)
an Werktagen tagsüber
von rund 50 auf 30
Minuten. Einen
Stundentakt gibt es dort
jedoch nur nachmittags,
am Vormittag fährt die
S-Bahn nur alle zwei
Stunden. In der
Schwachlastzeit wird wie
bisher nur die alte
GKB-Strecke befahren.
Ein derartiges
Verkehrsangebot
entspricht noch nicht
dem S-Bahn-Zeitalter.
Erfreulich ist auch,
dass auf der Strecke
Bruck – Unzmarkt die
Regionalzüge auf einen
durchgehenden
Stundentakt verdichtet
werden.
Fahrgast Steiermark
KÄRNTEN
Im Dezember erfolgt mit
der S1 zwischen Spittal
und Friesach der
Startschuss zu einem
S-Bahn-System in
Kärnten. Die S1 verkehrt
im Stundentakt auf der
Strecke Spittal –
Villach – Klagenfurt –
St. Veit/Glan – Friesach,
mit einer Verdichtung
auf einen
Halbstundentakt im
Abschnitt Villach –
Klagenfurt – St. Veit.
Am Tagesrand werden
zusätzliche Züge
geführt.
In zwei weiteren
Schritten soll im Juni
2011 die S3 (Feistritz/
Rosental – Klagenfurt –
Bleiburg) und im
Dezember 2011 die S2
(Rosenbach – Villach –
Feldkirchen – St.
Veit/Glan) starten.
Zwischen St. Veit/Glan
und Feldkirchen wird
wieder vermehrt auf der
Schiene gefahren.
Markus Lampersberger,
Fahrgast
Kärnten
|
Netzplan der S-Bahn Kärnten
Quelle: Fahrgast Kärnten |
NIEDERÖSTERREICH
Zum Fahrplanwechsel wird
es die bisher größte
Streckeneinstellungswelle
geben. Auf allen dem
Land Niederösterreich zu
übergebenden
Normalspurstrecken wird
der Regelverkehr durch
das Land
Niederösterreich nicht
weitergeführt. Davon
betroffen sind
Schwarzenau – Waidhofen
an der Thaya und die
Wachauer Bahn Krems –
Emmersdorf. Bei den an
das Land gehenden
Schmalspurstrecken wird
die Ybbstalbahn bis auf
die Stadtstrecke
Waidhofen an der Ybbs –
Gstadt definitiv
eingestellt, ebenso die
Zweigstrecke
Obergrafendorf – Mank
der Mariazellerbahn. Für
die Mariazeller-Bahn
wurde ein Fahrplan in
etwa wie bisher
veröffentlicht. Ferner
wird auf mehreren bei
den ÖBB verbleibenden
Strecken in Vereinbarung
mit dem Land
Niederösterreich der
Regelverkehr beendet:
Schwarzenau – Zwettl,
Schrambach – St. Aegyd
a. N., Scheibbs –
Kienberg/Gaming und Groß
Schweinbarth –
Sulz/Museumsdorf.
Durch eine größere
Anzahl von
Zugstreichungen zur
Einstellung vorbereitet
werden die obere
Franz-Josefs-Bahn
Schwarzenau bzw.
Sigmundsherberg – Gmünd
sowie die Kamptalbahn.
Auf fast allen anderen
Regionalstrecken gibt es
weniger Züge, sowie auch
auf der Ostbahn und der
Rudolfsbahn. Dort
schmerzt besonders der
Wegfall der einzigen
direkten Verbindung von
Wien über Waidhofen an
der Ybbs ins Gesäuse bis
nach Schladming; dieser
wird nun auf die
Relation Amstetten –
Selzthal beschränkt.
Die wenigen zusätzlichen
Züge für Schüler und
Pendler auf einigen
Strecken können diesen
Kahlschlag, der alle
Benutzerkreise betrifft,
und die Reduktion um ca.
450.000
Fahrplankilometer nicht
annähernd wettmachen.
Derzeit verhandeln ÖBB
und Land
Niederösterreich ( VOR )
über einen neuen
Verkehrsdienstevertrag;
allerdings ist die
Erwartungshaltung,
dadurch wieder mehr
Schienenverkehr
anzubieten, sehr
pessimistisch
anzusetzen, da das Land
Niederösterreich für
diese Leistungen keine
Erhöhung des Budgets
zulassen möchte.
Vielmehr werden
wesentlich mehr Mittel
in den Straßenbau
gesteckt.
Andreas Offenborn,
probahn Niederösterreich
WIEN
/ BURGENLAND
In Wien und im
Burgenland ändert sich
wenig. In Wien wird die
S80 auf Stundentakt
reduziert und um zwei
Haltestellen gekürzt,
die Bedienung übernehmen
die Regionalzüge nach
Marchegg, außerdem wird
die S7 zwischen
Floridsdorf und Wien
Südbahnhof (Ostbahn)
aufgegeben. Die Station
„Breitenleerstraße“
(ehemals „Kagran“) wird
nicht mehr bedient.
Im Burgenland wird
Eisenstadt etwas besser
erschlossen, dafür
werden drei Zugpaare auf
der Strecke Wr. Neustadt
– Mattersburg – Sopron
gestrichen.
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S-Bahnen in Ballungsräumen stellen das Rückgrat des Nahverkehrs
dar. In Österreich sind S-Bahnnetze in den Zentralräumen
Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt/Villach, Bregenz/Feldkirch und
Salzburg in Betrieb bzw. im Ausbau.
Foto: Jürgen
Grosch |
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