Linzer Straßenbahn fährt nach Leonding
von Robert Schrempf
Neue Fahrzeuge:
schöner, bequemer und technisch weiterentwickelt.
Die LINZ AG LINIEN beschaffen für die verlängerte Linie 3
und für den Ersatz der letzten 16 zehnachsigen Gelenktriebwagen
23 neue Flexity Outlook.
Eine Vielzahl
bemerkenswerter
Veränderungen
verwandelte die
oberösterreichische
Landeshauptstadt Linz in
den vergangenen Jahren
in eine moderne,
dynamische und
weltoffene Stadt. Modern
und Neuem aufgeschlossen
zeigen sich auch die
städtischen
Verkehrsbetriebe. Die
LINZ AG LINIEN
investieren laufend in
die Modernisierung des
Fuhrparks und in
Angebotsoptimierungen im
Liniennetz. Neue
Niederflurbahnen mit
imposantem Design,
hochwertiger
Innenausstattung,
modernster
Fahrgastinformation,
Klimatisierung und
barrierefreiem Zugang
prägen heute das
Stadtbild. Vor allem
aber der nachhaltige
Ausbau des
Straßenbahnsystems ließ
die Fahrgastzahlen
zwischen 1990 und 2009
um 41 % ansteigen –
dies, obwohl im selben
Zeitraum die
Bevölkerungszahl von
Linz um 6,5 %
zurückgegangen war.
Insgesamt besteht in
Linz – das wird durch
internationale
Vergleiche bestätigt –,
ein guter Konsens
zwischen
Reisegeschwindigkeit,
guter Erreichbarkeit und
guter
Beförderungsqualität.
Trotz großer
Investitionen in den
Ausbau des Öffentlichen
Personennahverkehrs
(ÖPNV) ist die
Lebensqualität entlang
der Stadteinfahrten
stark verkehrsgeplagt.
Hauptursachen hierfür
sind die fehlende
Verknüpfung von
Siedlungs- und
Verkehrspolitik im
ländlichen Raum und die
Bedeutung der Stadt als
Wirtschaftsstandort:
Linz verfügt über mehr
Arbeitsplätze als
Einwohner (knapp
190.000). Entsprechend
hoch ist die Anzahl von
Pendlern, etwa 100.000
pendeln täglich nach
Linz.Während in der
Stadt der Anteil des
ÖPNV am Gesamtverkehr
bei 24 % liegt, sind die
Anteile der Fahrten aus
dem Umland nach Linz
wesentlich geringer, die
Verkehrsmittelwahl sehr
autoorientiert.
Die Zukunft fährt auf
Schiene
Als ersten Schritt einer
Reihe von Projekten für
eine nachhaltige
Mobilität führt seit 13.
August 2011 die
Straßenbahnlinie 3 von
Linz Hauptbahnhof über
die Stadtgrenze hinaus
nach Leonding
Doblerholz. Im September
2011 nutzten bereits
215.000 Fahrgäste die
neue Verbindung. Die
Weiterführung der
Straßenbahn nach
Leonding und die
zukünftige Verlängerung
nach Traun gelten als
Leitprojekt für die
Zukunft des Öffentlichen
Verkehrs im Zentralraum.
Klar ist, es bräuchte
weitere Projekte
ähnlicher Dimension,
denn die
Mobilitätsbedürfnisse
der Berufseinpendler
kennen keine
Gemeindegrenzen.
Einige Ausbauvorhaben
sind auf Schiene: Für
den nächsten, 4,3 km
langen, Bauabschnitt von
der Remise Leonding über
Pasching nach Traun gab
das Land Oberösterreich
die Detailplanung in
Auftrag – geplante
Inbetriebnahme 2015. Für
die Verlängerung der
Linie 2 um zwei
Kilometer von der
solarCity zum
Betriebspark Süd ist die
Einreichplanung in
Fertigstellung. Bis Ende
2011 soll auch die
Vorstudie und
Varianten-Empfehlung
einer vom
Mühlkreisbahnhof Urfahr
über das östliche
Stadtzentrum zum
Bulgariplatz führenden,
zweiten innerstädtischen
Straßenbahnachse
vorliegen. Eine weitere
Vorstudie klärt die
Einbindung der in Linz
Urfahr endenden
Mühlkreisbahn.Würde man
das erfolgreiche Modell
„Glattalbahn“ als
Vorbild nehmen, wo nach
Aufschließung mit
Straßenbahnlinien die
Region nördlich von
Zürich eine dynamische
Entwicklung als Wohn-
und Wirtschaftsstandort
nahm, müsste auch die
Planung einer
Stichstrecke vom Harter
Plateau in das
Leondinger Stadtzentrum
folgen.
Beim Projekt
„Straßenbahnverlängerung
auf das Harter Plateau“
konnte die mit dem Bau
und Betrieb beauftragte
Linz AG nicht nur die
Bauzeit verkürzen, es
gelang auch, die
Baukosten zu
unterschreiten. Das
Projekt ist mit einer
Investitionssumme von
140 Millionen Euro die
bisher umfangreichste
Nahverkehrsinvestition
im Großraum Linz, welche
sich das Land
Oberösterreich und die
Stadt Leonding im
Verhältnis 80 : 20
teilen. Es entstand eine
attraktive und schnelle
Verbindung von der
Linzer Innenstadt in den
südwestlich gelegenen
Leondinger Stadtteil
„Harter Plateau“ mit
rund 7.000 Einwohnern
und zahlreichen
Geschäfts- und
Gewerbebetrieben. Von
Montag bis Samstag
verkehrt die Linie 3 von
6 Uhr bis 20 Uhr im
7,5-Minuten-Intervall,
abends alle 30 Minuten,
in den Ferien und an
Sonn- und Feiertagen im
10-Minuten- Takt.
Über die Stadtgrenze
Die
5,3 km lange
Neubaustrecke verläuft
im ersten Streckenteil
ab der
Nahverkehrsdrehscheibe
Hauptbahnhof 1,3
Kilometer unterirdisch.
Zwei eingleisige Tunnels
zweigen an der
Südschleife ab. Die
Variante mit zwei
Tunnelröhren wurde aus
Sicherheitsgründen
gewählt. Der Tunnelbau
in bergmännischer
Bauweise erfolgte in
mindestens 12 Metern
Tiefe unter dem
Gleisbereich der
ÖBB-Westbahn. Um den
Fahrgästen im Notfall
eine rasche Flucht aus
dem Tunnel zu
gewährleisten, bieten
vier Querverbindungen
(mit Längen zwischen 15
m und 53 m) zwischen den
beiden Tunnelröhren im
Abstand von etwa 210 m
sichere Fluchtwege. Das
weitere
Tunnelsicherheitskonzept
umfasst die folgenden
Bereiche: Bautechnisches
Sicherheitskonzept,
Lüftungskonzept,
Löschwasserversorgung
und elektrotechnische
Sicherheitseinrichtungen
sowie die Einbindung in
das vorhandene
Zugsicherungssystem. Die
nächsten 300 Meter
hinter der Westbrücke
wurde die Errichtung der
Tunneltrasse in
Tagbauweise fortgesetzt;
am Übergang von der
geschlossenen Bauweise
zur offenen Bauweise
befindet sich ein
Betriebsgebäude mit
Flucht-Stiegenhäusern.
Die erste Haltestelle (Untergaumberg)
liegt bereits im
Straßenniveau und auf
Leondinger
Gemeindegebiet. Hier
besteht die Möglichkeit,
in die Linzer Lokalbahn
umzusteigen. Die
anschließende Strecke
verläuft parallel zur
ÖBB-Trasse, dabei wurde
auch der Platzbedarf für
den geplanten Ausbau der
Westbahnstrecke Linz –
Wels berücksichtigt.
Nach der Haltestelle
Gaumberg überquert die
Trasse auf einem
Brückentragwerk die
Gaumbergstraße und
taucht anschließend mit
einem maximal zulässigen
Gefälle von 4 % ab, um
die Westbahn zu
unterqueren. Danach
schwenkt die Trasse auf
die Welser Straße zur
Haltestelle
Larnhauserweg ein und
verläuft in Mittellage
zwischen den Fahrspuren
über die Haltestellen
„Haag“ und „Poststraße“
zum Harter Plateau
(Haltestellen „Meixnerkreuzung“
und „Harterfeldsiedlung“).
Nach der Endhaltestelle
„Doblerholz“ quert die
Trasse die Welser Straße
und führt hinab zur
Remise Leonding; die
Linie 3 wendet im
Remisenvorfeld. Aus
naturschutzrechtlichen
Auflagen wurde die
Remise gegenüber dem
umliegenden Gelände
abgesenkt.
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Blick in den Tunnel am Übergang von der geschlossenen Bauweise (zwei
Tunnelröhren) zur offenen Bauweise.
Foto: LINZ AG LINIEN |
Die Remise bietet in der
ersten Ausbauphase Platz
für 14 Cityrunner, im
Endausbau für 22
Fahrzeuge. Neben dem
Abstellbereich umfasst
die Remise einen
Revisionstrakt, der sich
in die Fahrvorbereitung,
die Waschanlage, eine
Sandbefüllungsanlage,
den Werkstättenbereich
mit Montagegrube und
Dacharbeitsstand, die
Lagerräume sowie den
Abstellbereich für den
Arbeitswagen gliedert.
In den Ausfahrtsbereich
wurde eine Warte mit dem
zugehörigen
Personalbereich
integriert. Das
Obergeschoß bietet Platz
für einen
Funkraum.Weiters wurden
eine Trafo- und
Gleichrichterstation,
ein Funkmast und ein
Löschwasserbecken
errichtet.
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Die acht neuen Haltestellen sind behindertengerecht ausgestattet,
verfügen über ein taktiles Leitsystem, Warteplatzüberdachung,
Touchscreen-Fahrscheinautomaten und dynamische
Fahrgastinformation.
Foto: Robert
Schrempf |
Mehr Komfort und
Sicherheit
Zugleich mit der
Eröffnung der
Neubaustrecke erfolgte
die Inbetriebnahme neuer
Niederflur-Triebwagen.
Diese beeindrucken durch
erhöhten Komfort,
modernes Design und
neueste
Sicherheitstechnik. Beim
Betreten der Flexity
Outlook fallen sofort
die komfortablen
Ledersitze auf, die dem
Fahrgast im
Zusammenwirken mit der
Verwendung edler
Materialien sowie
benutzerfreundlicher
Details einen exklusiven
Eindruck vermitteln.
Sitze, Haltegriffe und
Anlehnpolster bestehen
aus rotem,
pflegeleichtem Leder.
Im Jahr 2015 steht die
Erneuerung der
Obusflotte an.
Grundsätzlich will man
am System Obus
festhalten, dies jedoch
in Zukunft flexibler
gestalten. Ähnlich wie
bei einigen neuen
Straßenbahnsystemen soll
das Passieren von
fahrleitungslosen
Abschnitten (bei
Streckenumleitungen und
-erweiterungen) mittels
Energiespeichers (statt
Hilfsantriebs) möglich
sein, auch soll das
Anlegen der
Stromabnehmerstangen
automatisch erfolgen.
Mit attraktiven
Produkten und
Partnerschaften wie
Anruf-Sammeltaxi,
Car-Sharing oder „E-Bike
& Ride“ erweitern die
LINZ AG LINIEN
kontinuierlich ihr
Mobilitätsangebot, damit
der Öffentliche Verkehr
in Linz die
umweltfreundliche und
attraktive Alternative
zum Individualverkehr
bleibt.
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